Der Ronaldo-Defekt
Real verliert in Spiel eins nach CR7 Titel und Vertrauen
Tallinn/Wien – Dieses Ergebnis steht wie ein Menetekel an der Wand. Im ersten Pflichtspiel ohne Torgarant Cristiano Ronaldo und Erfolgscoach Zinédine Zidane setzte es für Real Madrid ein 2:4 gegen den Stadtrivalen Atlético. In der Verlängerung in Tallinn ging zwar nur der europäische Supercup verloren, den Real zuletzt zweimal en suite gewonnen hatte. Es könnte aber zudem das Vertrauen verloren gegangen sein, dass auch ohne Ronaldo Jahr für Jahr zumindest einer der großen Titel zu holen ist. „Natürlich haben wir Cristiano vermisst, aber das ist jetzt Vergangenheit“, sagte Mittelfeldabräumer Casemiro: „Jedes Team würde ihn vermissen.“
Der königliche Fehlstart erinnerte schmerzlich daran, dass CR7, der jetzt die Tifosi von Juventus Turin erfreut, in 438 Spielen für Real 450 Tore erzielt hat. Die Frage nach einem Ersatz stelle sich aber nicht, sagte Neo-Coach Julen Lopetegui. Neymar, Eden Hazard oder Robert Lewandowski waren immer wieder im Gespräch, doch die Verantwortlichen setzen lieber auf Talente wie Marco Asensio, Neuzugang Vinicius Junior oder Borja Mayoral. Der belgische WM-Torhüter Thibaut Courtois ist bis dato die einzige prominente Verstärkung.
Der bisherige Stammtorhüter Keylor Navas lieferte nicht viele Argumente dafür, seine Position behalten zu dürfen. Schon nach 49 Sekunden sah der Mann aus Costa Rica bei Atléticos Führungstreffer durch Diego Costa schlecht aus. Lopetegui sah danach, wie seine Mannschaft über weite Strecken besser war, das Spiel durch Tore von Karim Benezema und Sergio Ramos (Elfer) drehte, aber letztlich nach dem Ausgleich durch Diego Costa aus der Hand gab. „Wir waren vielleicht zu sicher, sie haben den Sieg verdient“, sagte der 51-jährige Spanier.
Ziel Meisterschaft
Lopetegui hat ein großes Ziel: „Wir müssen unsere Köpfe erheben und wissen, dass die Liga, der für mich wichtigste Wettbewerb der Saison, am Sonntag beginnt.“Nur zwei Titel in der Primera División hat Real in den vergangenen zehn Jahren geholt. Erzrivale FC Barcelona krönte sich dagegen sieben Mal zum Meister und ist wieder der große Favorit.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Atlético den ersten Herausforderer gibt. Starstürmer Antoine Griezmann sah sich in Tallinn jedenfalls in seiner Entscheidung bestätigt, Barças Lockungen zu widerstehen und unter den Fittichen von Diego Simeone zu bleiben: „Ich bin geblieben, weil wir hier ein gutes Projekt haben. Ich habe Vertrauen in diesen Klub und in den Trainer“, sagte der 27-jährige Weltmeister. (sid, red)