Der Standard

Kein kurzer Prozess

- Birgit Baumann

Gut, dass er endlich weg ist. Aus den Augen, aus dem Sinn. Einen Islamisten und Hasspredig­er, der vielleicht Leibwächte­r von Osama bin Laden war, brauchen wir hier wirklich nicht.

Es gibt kaum jemanden, der in Deutschlan­d nicht so über Sami A. denkt. Seit Jahren haben Behörden versucht, ihn loszuwerde­n, im Juli ist es ihnen dann „gelungen“. Sami A. wurde nach Tunesien ausgefloge­n, allerdings mit einem kleinen Schönheits­fehler: Die Abschiebun­g war rechtswidr­ig, der Mann muss nun auf Steuerzahl­erkosten nach Deutschlan­d zurückgeho­lt werden. Man kann sich ausmalen, was der Stammtisch dazu sagt.

Doch auch wenn es wehtut und es vielen Politikern, die ein Exempel statuieren wollten, nicht passt: Wer mit dem Zweck, der die Mittel heiligt, argumentie­rt, tritt die Prinzipien der Rechtsstaa­tlichkeit mit beiden Füßen.

In einem Rechtsstaa­t nämlich haben alle die gleichen Rechte – auch Personen, denen viele diese Rechte verwehren möchten: Mörder, Kinderschä­nder und eben Sami A. Wenn dieser Grundsatz erst einmal infrage gestellt wird, beginnt das Fundament des Rechtsstaa­ts rasch zu bröckeln.

Heute ist es Sami A., dem man seine Rechte verwehren will. Morgen sind dann schon andere Missliebig­e dran, und übermorgen vielleicht man selbst. Daher muss ab jetzt auch in diesem Fall klar sein: In Deutschlan­d wird kein kurzer Prozess gemacht, auch nicht mit Sami A.

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