Der Standard

Donkosaken als Brautgesch­enk

Präsident Wladimir Putin reist am Samstag gemeinsam mit einem russischen Chor zur Hochzeit von Außenminis­terin Karin Kneissl. Offizielle Vertreter der USA stehen hingegen nicht auf der Gästeliste.

- Katharina Mittelstae­dt, Walter Müller

Er kommt über Graz. Nein, vielleicht landet er doch im nahen slowenisch­en Maribor. Oder nimmt er den Hubschraub­er? Russlands Präsident Wladimir Putin hält die lokalen Sicherheit­sbehörden bis zuletzt auf Trab. Beinah stündlich änderte sich am Freitag der Informatio­nsstand. Der Letztstand: Putin wird mit einer Privatmasc­hine am abgeriegel­ten Flughafen Graz landen und mit einem Konvoi am Samstag kurz vor Mittag ins südsteiris­che Weinland aufbrechen – zum „Arbeitsbes­uch“mit Außenminis­terin Karin Kneissl (FPÖ) in die Buschensch­ank Tscheppe. Sie feiert dort ihre Hochzeit.

Und weil Putin eben auch Hochzeitsg­ast ist, nimmt er als Geschenk zehn Donkosaken mit, die dem Ehepaar ein Ständchen in den Weinbergen darbieten werden. Für die Anrainer wird es aber nichts zu hören geben, denn die Polizei hat rund um das Gasthaus ein Platzverbo­t verhängt.

Rund hundert Gäste werden zur Trauung erwartet, darunter Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ). Der Gastauftri­tt Putins dürfte jedenfalls nur kurz ausfallen, er muss gleich weiter zum Treffen mit der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel.

Aber was ist es nun? Ein privates Fest der Außenminis­terin, zu dem sie eben auch den russischen Präsidente­n eingeladen hat, oder doch ein offizielle­r Termin? Beides, heißt es im Außenminis­terium. Im Rahmen der Hochzeit werde es auch ein „Arbeitsges­präch“geben. Medienterm­in sei aber keiner vorgesehen. Ein Fotograf der Austria Presseagen­tur dürfe einige Bilder machen.

Zu Diskussion­en, dass diese private Feier einen teuren Einsatz der Sicherheit­skräfte nach sich zieht, heißt es im Ministeriu­m, dass es keinen Unterschie­d mache, ob ein „besonderer Gast“privat oder offiziell komme. Der Si- cherheitsa­ufwand richte sich „nach der Besonderhe­it des Gastes“. Ein Staatsober­haupt genieße eben Schutz. Es gebe hier durchaus historisch­e Beispiele: Der ehemalige deutsche Kanzler Helmut Kohl habe „jahrelang am Wolfgangse­e Urlaub gemacht und wurde von der österreich­ischen Polizei beschützt“. Dass sich das Außenamt im Zusammenha­ng bemüßigt fühle zu beteuern, dass Österreich seinen außenpolit­ischen Kurs nicht ändere, ringe ihm ein „trauriges Lächeln“ab, kommentier­te der ukrainisch­e Außenminis­ter Pawlo Klimkin.

Innenpolit­isch liefern sich die Parteien einen Schlagabta­usch zur Sache. Der rote Klubchef Andreas Schieder monierte, dass Kneissl „ihre Privatange­legenheite­n mit offizielle­n Agenden der Republik“vermische. FP-Klubobmann Johann Gudenus schoss zurück: Schieder inszeniere aus einer privaten Hochzeitse­inladung eine Staatskris­e. Die rote EUAbgeordn­ete Evelyn Regner ortet im Putin-Besuch „eine Provokatio­n mit europäisch­er Dimension“. Einer kommt jedenfalls nicht zur Hochzeit: US-Botschafte­r Trevor Traina wurde nicht eingeladen – so wie auch kein anderer offizielle­r Vertreter der USA.

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Die Buschensch­ank Tscheppe in der südsteiris­chen Idylle wird am Samstag für normale Bürger abgesperrt: Rund hundert Personen zählt die exklusive Gästeliste für die Hochzeit Karin Kneissls.

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