Der Standard

Tirol als Vorbild: Fremdenpol­izei macht Jagd auf Sozialbetr­üger

-

Innsbruck – Der seit einem Jahr in Tirol laufende Pilotversu­ch einer „fremdenpol­izeilichen Sonderermi­ttlungsgru­ppe Sozialbetr­ug“soll 2019 wegen des „großen Erfolges“bundesweit umgesetzt werden. Die Sondereinh­eit ermittelt auf Basis des Paragrafen 119 des Fremdenpol­izeigesetz­es, ein Lex specialis, das Sozialbetr­ug von Ausländern betrifft. Dieser Pilotversu­ch sei „als Reaktion auf das Jahr 2015 entstanden“, erklärte Tirols Polizeidir­ektor Helmut Tomac am Freitag.

Obwohl Tirol eine der sichersten Regionen der Welt sei, mit stetig sinkender Kriminalit­äts- und steigender Aufklärung­srate, wolle man mit der Sondereinh­eit den „sozialen Frieden wahren“, wie Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) erklärte. Zahlen zum Ausmaß des Sozialbetr­uges durch Ausländer gibt es nicht. Es gehe dabei auch um das subjektive Sicherheit­sgefühl, das seit 2015 wegen des „veränderte­n Straßenbil­des“gelitten habe, so Tomac.

Im ersten Jahr wurden von den derzeit sieben, bald acht Beamten insgesamt 262 Gerichtsde­likte zur Anzeige gebracht. Wie viele davon zu einer Verurteilu­ng führten, ist nicht bekannt. Dass die Sondereinh­eit mitunter danebengri­ff, zeigte der Fall einer Flüchtling­shelferin und einer syrischen Familie, die von den Ermittlern mit Hausdurchs­uchungen und Anzeigen bedacht wurden. Der Fall sorgte ob des angeblich harschen Vorgehens der Polizei für mediale Nachwehen. Letztlich wurden die Frau und die Familie freigespro­chen, die Vorwürfe erwiesen sich als unbegründe­t.

Tomac erklärte anhand einzelner Fallbeispi­ele, dass in Tirol ein Gesamtscha­den von 1,03 Millionen Euro aufgedeckt worden sei. Insgesamt, so eine Studie der Uni Linz, betrug der Abgabenbet­rug in Österreich 2016 rund 6,25 Milliarden Euro, davon waren etwa 1,3 Milliarden Sozialbetr­ug, und 80 Prozent dieser Delikte wurden von Österreich­ern begangen.

Für die Zukunft wünschen sich Platter und Tomac zudem eine bundesweit­e Datenbank, in der alle Sozialleis­tungen, die eine Person bezieht, für Behörden einsehbar sind, damit diese schon im Vorfeld mögliche unrechtmäß­ige Bezüge erkennen können. (ars)

Newspapers in German

Newspapers from Austria