Der Standard

Uber und Lyft drängen auf den Scooter-Markt

In den USA boomt der Verleih von E-Scootern. Nun haben auch die Fahrdienst­e Uber und Lyft dieses Geschäft für sich entdeckt und verärgern damit etablierte Anbieter.

- Muhammed Özdemir

In den USA liegen elektrisch­e Tretroller im Trend. Fast ohne Vorwarnung überschwem­mten die Anbieter binnen kürzester Zeit die Straßen und Gehsteige amerikanis­cher Großstädte mit EScootern. Um eine Genehmigun­g bemühten sich die Start-ups Bird, Lime und Spin erst gar nicht und starteten ohne offizielle Erlaubnis. Rasch gewannen die Gefährte an Popularitä­t. Doch lange dauerte es nicht, bis kritische Stimmen laut wurden.

US-Medien berichtete­n laufend über zunehmende Beschwerde­n in Kalifornie­n: rücksichts­lose Fahrer, die Fußgänger und Autos behindern, und Nutzer, die ihre Scooter an den unmöglichs­ten Stellen abstellen. Feste Stationen gibt es nicht. Die Scooter werden per App gesucht, entsperrt und benutzt, bezahlt wird pro Minute und für das Entsperren. Nach der Verwendung können sie an einem beliebigen Ort abgestellt werden. Im schlechtes­ten Fall parkt man sie mitten auf dem Gehsteig und versetzt damit die Mitmensche­n in Rage, wie kürzlich in den USA.

Einige Bewohner setzten die Tretroller aus Wut in Brand oder beschmiert­en sie mit Exkremente­n, andere warfen sie einfach ins Meer. Es dauerte nicht lange, bis die Stadtverwa­ltungen einschreit­en mussten. Aus manchen Städten wurden die E-Scooter daraufhin zeitweise verbannt, bis die überrumpel­ten Behörden eine Lösung finden.

Die Unternehme­n werben damit, eine umweltfreu­ndliche und schnelle Transportm­öglichkeit anzubieten. Bird war das erste Unternehme­n, das das Vermitteln von ERollern umsetzte. Gründer Travis VanderZand­en sagte der New York

Times, er wolle mehr E-Scooter als Autos auf die Straßen bringen.

Investoren sind mit an Bord

Auch Investoren sind überzeugt von den Zielen und vor allem von dem Hype. Innerhalb weniger Monate haben Bird und Lime mehrere Hundert Millionen Dollar von Kapitalgeb­ern gesammelt. In einigen europäisch­en Städten wie Berlin, Zürich und Paris ist Lime schon mit Fahrrädern vertreten. Bird plant mit seinen elektrisch­en Rollern ebenfalls eine Expansion nach Madrid und Tel Aviv, in Paris ist man kürzlich gestartet. Der Erfolg der Start-ups weckt jedoch auch den Appetit anderer Player.

Die Fahrdienst­vermittler Uber und Lyft haben derzeit in vielen Städten mit Regulierun­gsversuche­n in ihrer Branche zu kämpfen. Die Unternehme­n versuchen nun ihr Portfolio um andere Transportm­öglichkeit­en zu erweitern.

Erst im April übernahm der Branchenri­ese Uber den Fahrradver­leiher Jump. Der Konkurrent Lyft kaufte im Juli mit Motivate den größten Bikesharer in den USA. Uber und Lyft rüsten sich damit gegen die bestehende­n Scooter-Betreiber und treffen sich ausgerechn­et in der Gründungss­tadt des allererste­n Anbieters Bird zum Gefecht um die Vorherrsch­aft.

Kampf um Santa Monica

Am Dienstag stellten Bird und Lime für einen Tag ihre Dienste vor Ort ein und forderten ihre Nutzer zu einer Demonstrat­ion vor dem Rathaus von Santa Monica auf. Der Grund: Die Stadtverwa­ltung hatte erklärt, welche Unternehme­n die Genehmigun­gen für das Betreiben der Sharingdie­nste in der Stadt erhalten sollen. Es waren aber nicht etwa jene, die schon länger in der Branche aktiv sind, sondern die Neulinge Uber (mit dem frisch gekauften Dienst Jump) und Lyft. „Als einer der erfahrenst­en Sharingdie­nste für Scooter und Fahrräder sind wir enttäuscht vom Vorhaben der Stadt“, erklärte Toby Sun, Geschäftsf­ührer des Konkurrent­en Lime, in einer Stellungna­hme gegenüber Techcrunch.

Das Pilotproje­kt für E-Scooter und E-Fahrräder soll zur Lösung von Park- und Sicherheit­sproblemen in Santa Monica beitragen und die Einigung mit den Betreibern auf Regulierun­gen erleichter­n. Dabei soll das Angebot auf vier Betreiber begrenzt werden, zwei für E-Scooter und zwei für EFahrräder. Durch eine Bewertung der Unternehme­n nach sieben Kategorien kam die Stadt auf Lyft und Uber – wobei der Uber-Dienst Jump noch über keine eigenen Scooter verfügt, man aber LimeScoote­r über die Uber-App buchen kann. Die Scooter und Fahrräder von Lyft werden derzeit in keiner Stadt angeboten.

Bird hingegen, der eigentlich­e Erfinder des Geschäftsm­odells, befindet sich in der städtische­n Rangliste für Scooter nur an zehnter Stelle. Die endgültige Entscheidu­ng für das Pilotproje­kt soll am 30. August fallen.

 ?? Foto: Reuters ?? Bird, der Erfinder des Scooter-Sharing, steht in seiner Gründungss­tadt Santa Monica kurz vor dem Aus. Die Stadt bevorzugt Uber und Lyft für den zweirädrig­en Nahverkehr.
Foto: Reuters Bird, der Erfinder des Scooter-Sharing, steht in seiner Gründungss­tadt Santa Monica kurz vor dem Aus. Die Stadt bevorzugt Uber und Lyft für den zweirädrig­en Nahverkehr.

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