Uber und Lyft drängen auf den Scooter-Markt
In den USA boomt der Verleih von E-Scootern. Nun haben auch die Fahrdienste Uber und Lyft dieses Geschäft für sich entdeckt und verärgern damit etablierte Anbieter.
In den USA liegen elektrische Tretroller im Trend. Fast ohne Vorwarnung überschwemmten die Anbieter binnen kürzester Zeit die Straßen und Gehsteige amerikanischer Großstädte mit EScootern. Um eine Genehmigung bemühten sich die Start-ups Bird, Lime und Spin erst gar nicht und starteten ohne offizielle Erlaubnis. Rasch gewannen die Gefährte an Popularität. Doch lange dauerte es nicht, bis kritische Stimmen laut wurden.
US-Medien berichteten laufend über zunehmende Beschwerden in Kalifornien: rücksichtslose Fahrer, die Fußgänger und Autos behindern, und Nutzer, die ihre Scooter an den unmöglichsten Stellen abstellen. Feste Stationen gibt es nicht. Die Scooter werden per App gesucht, entsperrt und benutzt, bezahlt wird pro Minute und für das Entsperren. Nach der Verwendung können sie an einem beliebigen Ort abgestellt werden. Im schlechtesten Fall parkt man sie mitten auf dem Gehsteig und versetzt damit die Mitmenschen in Rage, wie kürzlich in den USA.
Einige Bewohner setzten die Tretroller aus Wut in Brand oder beschmierten sie mit Exkrementen, andere warfen sie einfach ins Meer. Es dauerte nicht lange, bis die Stadtverwaltungen einschreiten mussten. Aus manchen Städten wurden die E-Scooter daraufhin zeitweise verbannt, bis die überrumpelten Behörden eine Lösung finden.
Die Unternehmen werben damit, eine umweltfreundliche und schnelle Transportmöglichkeit anzubieten. Bird war das erste Unternehmen, das das Vermitteln von ERollern umsetzte. Gründer Travis VanderZanden sagte der New York
Times, er wolle mehr E-Scooter als Autos auf die Straßen bringen.
Investoren sind mit an Bord
Auch Investoren sind überzeugt von den Zielen und vor allem von dem Hype. Innerhalb weniger Monate haben Bird und Lime mehrere Hundert Millionen Dollar von Kapitalgebern gesammelt. In einigen europäischen Städten wie Berlin, Zürich und Paris ist Lime schon mit Fahrrädern vertreten. Bird plant mit seinen elektrischen Rollern ebenfalls eine Expansion nach Madrid und Tel Aviv, in Paris ist man kürzlich gestartet. Der Erfolg der Start-ups weckt jedoch auch den Appetit anderer Player.
Die Fahrdienstvermittler Uber und Lyft haben derzeit in vielen Städten mit Regulierungsversuchen in ihrer Branche zu kämpfen. Die Unternehmen versuchen nun ihr Portfolio um andere Transportmöglichkeiten zu erweitern.
Erst im April übernahm der Branchenriese Uber den Fahrradverleiher Jump. Der Konkurrent Lyft kaufte im Juli mit Motivate den größten Bikesharer in den USA. Uber und Lyft rüsten sich damit gegen die bestehenden Scooter-Betreiber und treffen sich ausgerechnet in der Gründungsstadt des allerersten Anbieters Bird zum Gefecht um die Vorherrschaft.
Kampf um Santa Monica
Am Dienstag stellten Bird und Lime für einen Tag ihre Dienste vor Ort ein und forderten ihre Nutzer zu einer Demonstration vor dem Rathaus von Santa Monica auf. Der Grund: Die Stadtverwaltung hatte erklärt, welche Unternehmen die Genehmigungen für das Betreiben der Sharingdienste in der Stadt erhalten sollen. Es waren aber nicht etwa jene, die schon länger in der Branche aktiv sind, sondern die Neulinge Uber (mit dem frisch gekauften Dienst Jump) und Lyft. „Als einer der erfahrensten Sharingdienste für Scooter und Fahrräder sind wir enttäuscht vom Vorhaben der Stadt“, erklärte Toby Sun, Geschäftsführer des Konkurrenten Lime, in einer Stellungnahme gegenüber Techcrunch.
Das Pilotprojekt für E-Scooter und E-Fahrräder soll zur Lösung von Park- und Sicherheitsproblemen in Santa Monica beitragen und die Einigung mit den Betreibern auf Regulierungen erleichtern. Dabei soll das Angebot auf vier Betreiber begrenzt werden, zwei für E-Scooter und zwei für EFahrräder. Durch eine Bewertung der Unternehmen nach sieben Kategorien kam die Stadt auf Lyft und Uber – wobei der Uber-Dienst Jump noch über keine eigenen Scooter verfügt, man aber LimeScooter über die Uber-App buchen kann. Die Scooter und Fahrräder von Lyft werden derzeit in keiner Stadt angeboten.
Bird hingegen, der eigentliche Erfinder des Geschäftsmodells, befindet sich in der städtischen Rangliste für Scooter nur an zehnter Stelle. Die endgültige Entscheidung für das Pilotprojekt soll am 30. August fallen.