Beyoncé übernimmt
Die diesjährige September-Ausgabe der „Vogue“schreibt Geschichte
Beyoncé, zweifellos derzeit eine der einflussreichsten Frauen weltweit, ist nicht der erste Popstar auf dem Cover der Vogue, sie ist auch nicht die erste schwarze Frau auf der Titelseite der Modebibel. Und trotzdem hat die diesjährige September-Ausgabe der US-amerikanischen Vogue vor und nach der der Veröffentlichung für ungewöhnlich viel Furore gesorgt.
Das Außergewöhnliche an der September-Issue versteckt sich diesmal „behind the scenes“. Der Popikone Beyoncé wurde, laut Vogue, eine „noch nie dagewesene kreative Kontrolle“über das September-Heft eingeräumt. Die September-Issue ist die wichtigste Ausgabe des Jahres. Es ist das mit Spannung erwartete, wegweisende Trendheft. Und in eben dieser Ausgabe ziert Beyoncé nicht nur das Cover, sie spricht auch direkt zum Leser. Außerdem, und damit schreibt die Vogue nun tatsächlich Geschichte, hat Beyoncé mitentschieden, dass der Fotograf Tyler Mitchell das Covershooting fotografieren sollte.
Mit Tyler Mitchell war zum ersten Mal in der 126-jährigen Geschichte der Vogue ein schwarzer Fotograf für das Coverfoto verantwortlich. Unklar ist, ob Beyoncé allein, oder die Redaktion ihn engagiert hat. Klar ist allerdings, dass allen Beteiligten bewusst ist, dass sie mit seinem Engagement ein wichtiges politisches Statement setzen.
Im Inneren des Heftes gibt Beyoncé der Vogue kein Interview, sie spricht lieber selbst. Im Text „In Her Own Words: Her Life, Her Body, Her Heritage“heißt es unter anderem: „Solange es kein Mosaik aus Perspektiven gibt, die von verschiedenen Ethnien hinter der Linse kommen, werden wir weiterhin einen engen Blick darauf haben, wie die Welt tatsächlich aussieht. Deshalb wollte ich mit diesem brillanten 23-jährigen Fotografen Tyler Mitchell arbeiten.“
Der Fotograf Tyler Mitchell, ein Kind der Youtube-Generation, ist Social-Media-versiert, politisch engagiert und begann als Filmer von Skatevideos. Er hat wenig gemeinsam mit jenen Menschen, die bisher oft als langersehnte Krönung der Karrieren das Privileg hatten, der Vogue ihre Stempel aufzusetzen. Und Mitchel weiß auch, wieso das so ist: „Wenn Menschen in machtvollen Positionen weiterhin nur Leute einstellen, die wie sie aussehen, wie sie klingen, aus denselben Gegenden kommen, in denen sie aufgewachsen sind, werden sie nie ein besseres Verständnis für andere Erfahrungen haben. Sie werden (...) die gleiche Kunst kuratieren, dieselben Schauspieler immer und immer wieder besetzen, und wir werden alle verlieren“, appelliert der junge Fotograf in einem Interview.
Beyoncé, eine, die im Pop-Business alles erreicht hat, ist spätestens seit 2016 und ihrem Musikvideo Formation auch eine, die öffentlich zum Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung aufruft. Sie kennt die Macht ihrer Stimme und weiß sie einzusetzen. Diesmal benutzt sie sie, um die Türen für eine neue Generation zu öffnen. (os)