Der Standard

KOPF DES TAGES

Kämpfer für Umwelt und Menschenre­chte

- Bianca Blei

Dass Kumi Naidoo nun Generalsek­retär von Amnesty Internatio­nal, der größten Menschenre­chtsorgani­sation der Welt, geworden ist, ist logisch – zumindest wenn man seine Biografie betrachtet. Bereits als Kind sah der kleine Kumi seinem Vorbild Mahatma Gandhi täglich in die Augen. Ein Foto des indischen Widerstand­skämpfers hing in seinem Elternhaus in einer Township der südafrikan­ischen Metropole Durban, wo er 1965 zur Welt gekommen ist. Vor allem Gandhis ziviler Ungehorsam und sein gewaltfrei­er Widerstand imponierte­n dem Südafrikan­er mit indischen Wurzeln. Als 15-Jähriger nahm er an einem Protest gegen das Apartheid-Regime teil. „Ich habe mich fast angemacht vor Angst“, sagt er über den Marsch, der in seiner damaligen Schule begann. Draußen vor der Tür warteten bereits Scharen von Polizisten und Soldaten auf die demonstrie­renden Schüler.

Für Naidoo war das der Startschus­s für sein politische­s Engagement. Weil er auf einer schwarzen Liste des Regimes gelandet war, flüchtete er nach Großbritan­nien ins Exil, wo er seinen Doktor für Politik an der Universitä­t Oxford erhielt. Die Freilassun­g Nelson Mandelas bekam er im Ausland mit.

Er sei bereit, sein Leben zu geben, wenn es um den Kampf für Gerechtig- keit gehe, sagt Kumi Naidoo oft in Interviews. 2009 trat er in einen 21tägigen Hungerstre­ik, um auf die Situation der Menschen in Simbabwe aufmerksam zu machen, die unter ihrem Regime und einer Hungerkris­e litten. Am 19. Tag des Streiks kontaktier­te ihn ein Headhunter: Er solle sich als Chef der Umweltorga­nisation Greenpeace bewerben. Naidoo antwortete: Zuerst müsse er seinen Protest beenden.

Im selben Jahr wurde er als erster Afrikaner an die Spitze der NGO berufen. Infolgedes­sen enterte er mit den Aktivisten Ölplattfor­men und wurde mehrmals verhaftet.

Doch nicht nur wegen seiner fehlenden Erfahrung im Umweltbere­ich geriet er unter Druck. In seiner Zeit als Direktor verlor Greenpeace 3,8 Millionen Euro an Spendengel­dern durch fehlgeschl­agene Währungsge­schäfte. Er verließ die NGO 2015, um in sein Heimatland zurückzuke­hren und für Energieger­echtigkeit einzutrete­n. Dann fand er einen Brief Nelson Mandelas an Amnesty aus dem Jahr 1962. Der Friedensno­belpreistr­äger bedankte sich darin dafür, dass die NGO Beobachter zu seinem Prozess in Südafrika geschickt hatte. Naidoo bewarb sich daraufhin als Generalsek­retär. Fehlende Erfahrung für seine neue Funktion kann man ihm diesmal kaum vorwerfen.

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Foto: AFP Anti-Apartheid-Kämpfer Kumi Naidoo leitet Amnesty Internatio­nal.

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