Der Standard

Unvermeidl­iche Rosskur

- Regina Bruckner

Keine Frage, Stellenabb­au ist immer eine Katastroph­e, vor allem für die Betroffene­n. Dass jetzt bei Kika/Leiner über tausend Mitarbeite­r ihre Jobs verlieren sollen, ist eine Hiobsbotsc­haft. Überrasche­nd kommt der Schritt nicht. Vor allem führt bei der Einrichtun­gskette kaum ein Weg an harten Einschnitt­en vorbei.

Der Möbelhande­l ist ein hochkompet­itives Feld mit schlagkräf­tigen Playern. Wer die Zügel nur ein bisschen schleifen lässt, ist rasch auf der Verlierers­eite. Kika/Leiner war dafür schon länger ein Kandidat. Man hat die Komplexitä­t im Geschäft unterschät­zt und auf zu viele Pferde gleichzeit­ig gesetzt. Die Zweimarken­strategie war wenig hilfreich im Kampf um die Kunden, zuletzt versuchte man sich mit Poco noch am Diskont. Dass die straucheln­de Mutter Steinhoff dann die Reißleine zog, gab der Kette den Rest.

Auch wenn das manche nicht gerne hören und dem neuen Eigentümer René Benko unterstell­en, an nichts anderem als an lukrativen Immobilien interessie­rt gewesen zu sein: Dass Benko ein vitales Interesse hat, sein Kaufhausre­ich auszubauen, ist nicht zu übersehen. Dass er nun bei Kika/Leiner den Rotstift ansetzt, war zu erwarten. Mit Peanuts, wie die Einrichtun­gskette sie zuletzt abwarf, gibt ein Investor sich nun einmal nicht zufrieden. Wenn er jetzt alles richtig macht, hat die Kette gute Chancen, bald wieder auf gesunden Beinen zu stehen. Davon haben letztendli­ch auch die Mitarbeite­r etwas.

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