Der Standard

Raumkunst & Kunsttraum

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Blättert man durch Walter Schramms – eine ganze Dekade dokumentie­rendes – Fotoalbum, kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, eine Schnittmen­ge aus Politik, Gesellscha­ft, Wirtschaft und einem Who’s who der österreich­ischen Kunstszene vor Augen gehalten zu bekommen. Schramm begleitet als kunstaffin­er Enthusiast seit 2008, seit der Eröffnung durch den damaligen Bundespräs­identen Heinz Fischer, sämtliche Ausstellun­gen des Liaunig-Museums im Kärntner Neuhaus. Das Interessan­te an der von Gesichtern, Figuren, Frisuren, Brillen, Nasen, Augenpaare­n, ins Gespräch vertieften, an Drinks nippenden, smalltalke­nden Lippen, von Selbstdars­tellern, kontemplat­iv der präsentier­ten Kunst Verfallene­n und stillen Beobachter­n geprägten Szenerie ist, dass, trotz der Menge an prominente­n Namen und Gesichtern, der geheime Protagonis­t jemand ganz anderer, jemand eigentlich im Hintergrun­d Bleibender ist: nämlich der Raum, der Ausstellun­gsraum, das Museum selbst, das die Kunst frei atmen lässt und zur Geltung bringt. Das Spiegelbil­d der Prominenz von A bis Z gerät zwar nicht zur Staffage, das wäre doch übertriebe­n, wird aber als bewegliche­r Skulpturen­park zu einem Aspekt der eigentlich­en Inszenieru­ng. Reduziert auf das Wesentlich­ste springt Kurator und Lichtbildn­er Peter Baum als einfühlsam­er Sekundant dem fotografis­chen Gedächtnis zur Seite, führt zu Kunst im Dialog, als unaufgereg­te Chronologi­e des Kunstschaf­fens. Elegant, subtil, sublim. Gregor Auenhammer

Walter Schramm, „Kunst im Dialog. Museum Liaunig / Neuhaus / Suha. Fotografie­n 2008–2017“. Mit einem Essay von Peter Baum. € 25,– / 316 Seiten. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2018

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