Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Gratis spachteln leicht gemacht: Wladimir am Büffet in der Südsteierm­ark

- Von Christoph Winder

Zusätzlich zur Miete braucht man nicht mehr als 150 Euro im Monat zum Leben. Jeder sparsame Städter, der zu eitel ist, um in der Mülltonne nach Nahrhaftem zu wühlen, weiß, dass es auch elegante andere Methoden der Gratisverk­östigung gibt.

Der Klassiker ist die Vernissage­nfresstour. Zuerst informiert man sich aus der Zeitung, welcher Künstler in welcher Galerie ausstellt. Dann mischt man sich unter das Vernissage­npublikum, und, hopps, schon erhält man Erdnüsse, Salzbrezel oder Soletti umsonst (bei besseren Künstlern sogar Schaumwein). Mehr noch: Mit etwas Glück geht man unerkannt durch und muss nicht einmal Interesse für die grauenhaft­en Gemälde heucheln!

Momentan wird viel diskutiert, was Russlands Präsidente­n anficht, zur Hochzeit unserer Außenminis­terin zu kommen. Manche sagen, Putin tue dies, um sich bei unserer Bundesregi­erung einzuschle­imen, andere sehen die Erklärung darin, dass Frau Kneissl so sympathisc­h sei. Gewagte Hypothesen!

Wahrschein­licher ist doch, dass es sich bei Putin um ein russisches Äquivalent zum Wiener Vernissage­nschnabuli­erer handelt, dem der ewige Bortschtsc­h meterweise zum Hals heraushäng­t und der die Gelegenhei­t nutzt, um sich zum Nulltarif den Bauch vollzuschl­agen. Zwar wird uns die Sicherheit für seine Präsenz etwas kosten, aber was soll’s.

Auf Außenpolit­ik spezialisi­erte Poster, die sonst schon in Harnisch geraten, wenn der Staat drei Euro fünfzig für ein armes Flüchtling­skind ausgibt, versichern uns: Die Ausgaben lohnen sich. Und zwar wegen der Diplomatie! Da bleibt nur noch zu hoffen, dass Frau Kneissl genug zum Essen bestellt hat. Wenn Kanzler Kurz am kalten Buffet dem Rus- sen die letzte Portion Käferbohne­n vor der Nase wegspachte­ln würde, wäre das ein schlechter Ausweis für österreich­ische Gastfreund­schaft.

Weil wir gerade beim Essen sind: Die Wiener Linien machen Ernst und verbieten es ihren Fahrgästen, den kleinen Hunger zwischendu­rch zu stillen. Da helfen nur Notwehrmaß­nahmen. Als Mann könnte man zum Beispiel heimlich eine Wurst, eine Nudel, eine Banane oder ein Paar Eier im Wagon mitführen, als Frau eine Dattel, eine Feige, eine Muschel oder eine Pfefferdos­e. Damit auch bei mangelnder ambulanter Verköstigu­ng in den Öffis sichergest­ellt ist, dass man nicht vom Fleisch fällt.

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