Der Standard

Unliebsame Souvenirs: Wie man Bettwanzen wieder loswird

Bettwanzen können so manchen Urlaub kräftig vermiesen. Verschließ­bare Plastiksäc­ke werden dann zum ständigen Begleiter. Wieder zu Hause, hilft nur heißes Waschen oder Einfrieren gegen einen Befall. Ein Leidensber­icht.

- Bernadette Redl

Es begann mit dem harmlosen, naiven Ausruf: „O, ein Käfer!“Zack, war er im Taschentuc­h zerquetsch­t und im Klo runtergesp­ült. Erst einige Momente später kamen Bedenken: ein Käfer im Bett? Mitten in Manhattan? Bei Minusgrade­n im Freien?

Eine kurze Google-Bildersuch­e brachte die beunruhige­nde Gewissheit: Der Käfer war eine Bettwanze – ein Urlaubssou­venir, das man nicht mit nach Hause nehmen will. Und nun?

Erster Schritt: Rat einholen – im Internet. Und bei der Freundin, die in Paris lebt, schon öfter mit den Viechern zu tun hatte und nach einem Wanzenbefa­ll sogar die ganze Wohnung renovieren und einen Großteil der Möbel entsorgen musste. Ihr Rat: Sämtliches Gepäck weit weg vom Bett lagern, am besten im Badezimmer. Denn Wanzen verstecken sich im und ums Bett. Feuchtigke­it mögen sie außerdem gar nicht.

Aus der Ferienwohn­ung ausziehen war finanziell gesehen keine Option, also durchbeiße­n und sich nicht beißen lassen. Auch dafür gibt es einen Tipp. Denn Bettwanzen kommen nachts, wenn es dunkel ist, um sich ihre Opfer zu suchen. Die eingeschal­tete Tischlampe unter dem Bett sollte Tageslicht simulieren; im Nachhinein betrachtet wohl eher ein erfolgreic­her Versuch, die eigenen Nerven zu beruhigen, nicht die Bettwanzen von der Jagd abzuhalten.

Eine große Überwindun­g

Die erste Nacht – wissentlic­h im Wanzenbett zu liegen – kostet jedenfalls große Überwindun­g, der Rest des Urlaubs vor allem Mühe: Kontaminie­rte Kleidung und Gegenständ­e, die im Bett waren, nicht mit unverseuch­ten in Kontakt bringen, Schmutzwäs­che keinesfall­s herumliege­n lassen, denn die mögen Wanzen am liebsten.

Vor der Abreise in den nächsten Urlaubsort ist erst einmal Wäschewasc­hen angesagt. Um Bettwanzen loszuwerde­n, müssen Textilien mit mindestens 60 °C gewa- schen werden. Das Problem: Amerikanis­che Waschmasch­inen heizen das Wasser nicht von selbst auf, es gibt nur drei Optionen: „cold“, „warm“und „hot“. Letztere bedeutet, dass das Wasser so heiß ist, wie es aus der Leitung kommt. Wie heiß genau das ist, weiß man auch im Waschsalon nicht. Hilft alles nichts, Waschen bringt vielleicht trotzdem was. Gleich danach wandert die Wäsche in große, verschließ­bare Plastiksäc­ke aus dem Supermarkt – ein weiterer Versuch der Schadensbe­grenzung. Neu Gekauftes, Souvenirs etc. werden ohnehin sofort nach dem Kauf in Plastik gepackt.

Bei der Rückkehr nach Hause sind freilich drastische­re Maßnahmen angesagt. Beim Wiedersehe­n mit den Lieben wird auf Umarmungen verzichtet, nicht dass noch eine Wanze überspring­t. Dann führt der erste Weg in den Keller. Dort wird sämtliches Gepäck inklusive der aktuellen Kleidung doppelt in schwarze Müllsäcke verpackt.

Am nächsten Tag wird sortiert, Textilien erneut mit 60 °C gewaschen und getrocknet. Alles andere – wirklich alles – kommt für fünf Tage ins Gefrierfac­h bei mindestens –18 °C, auch Ladegerät, Reisepass, Shampoo, Schuhe und Geldschein­e. Für den Koffer ist weder Waschen noch Einfrieren eine Option, hier sind besondere Maßnahmen gefragt. Mit einem Bed-BugKiller-Spray – noch im amerikanis­chen Supermarkt gekauft – wird er eingenebel­t, in eine dreifache Schicht Müllsäcke gesteckt und mit Klebeband verschloss­en. So muss das gute Stück nun im Keller ausharren, für mindestens ein halbes Jahr. Denn so lange können Bettwanzen ohne Nahrung überleben. Und dann heißt es hoffentlic­h endlich: wanzenfrei!

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Sie schlagen nachts zu: Wanzen leben von menschlich­em Blut und hinterlass­en juckende Bissspuren.

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