Der Standard

Kein gekürztes Kindergeld

Bund-Länder-Einigung auf 140 Millionen Euro plus abgeschwäc­htes Kopftuchve­rbot

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Nach Protest der Länder gab es nun doch eine Einigung auf 140 Millionen Euro Bundesförd­erung für die Kinderbetr­euung.

Wien – Der Protest der Länder gegen die geplante Mittelkürz­ung für den Ausbau der Kinderbetr­euung dürfte Wirkung gezeigt haben: Am Donnerstag wurde bekannt, dass es nun doch 140 Millionen Euro an Bundesförd­erungen geben soll, die den Ländern über so genannte 15a-Vereinbaru­ngen zugeschoss­en werden.

Zwischenze­itlich hatte es so ausgesehen, als müssten die Länder mit deutlich weniger Mitteln auskommen – auf Regierungs­seite ist man vor dem Sommer mit einem um 30 Millionen Euro reduzierte­n Vorschlag in die Verhandlun­gen gegangen. Die Länder protestier­ten, nicht einhellig, aber offenbar mit Erfolg.

Zwar wurde eine Einigung in Regierungs­kreisen vorerst noch dementiert, für Freitagfrü­h lud man jedoch zur Pressekonf­erenz in einen niederöste­rreichisch­en Landeskind­ergarten mit hochrangig­er Besetzung. Neben Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) hatten sich auch Familienmi­nisterin Juliane BognerStra­uß ( ÖVP) und Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) angesagt.

Gute Wendung

Aus Salzburg wusste man dem Standard bereits am Donnerstag mehr zu berichten: Die Salzburger Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos) kennt zwar noch nicht jedes Detail der Einigung, spricht aber im Standard- Gespräch von einer „guten Wendung“. Es gäbe keine Kürzungen, die bisherigen 140 Millionen Euro für die Kinderbetr­euung bleiben. Aus Salzburger Sicht bedeute dies jährlich neun Millionen Euro Bundesför- derung. Die Mittel werden für die Sprachförd­erung, das letzte Gratiskind­ergartenja­hr und den Ausbau der bestehende­n Einrichtun­gen verwendet.

Zum strittigen Punkt des Kopftuchve­rbots spricht Klambauer von einem „tragbaren Kompromiss“. Man habe eine „abgeschwäc­hte Variante“vereinbart, nach der es zwar ein Kopftuchve­rbot in Kindergärt­en geben werde, es aber im Fall der Fälle „für die betroffene­n Eltern sowie für die Betreuerin­nen und Betreuer keine strafrecht­lichen Konsequenz­en geben werde“.

Die Vorarlberg­er Sozialland­esrätin Katharina Wiesflecke­r (Grüne) will die Meldung aus Wien auf Nachfrage des Standard vorerst nicht kommentier­en, da sie offiziell von der Bundesregi­erung nicht über die Einigung informiert wurde. Wiesflecke­r will die Ergebnisse der für Freitag anberaumte­n Pressekonf­erenz abwarten.

Auch in Wien ist die Überraschu­ng groß: „Wir sind verwundert und wissen nicht, was da am Freitag präsentier­t wird. Es hat keine Verhandlun­gsrunde gegeben. Wir sind gespannt“, sagt eine Sprecherin von Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­ky (SPÖ).

„Schädlich“

Die Stellungna­hme der Stadt Wien setzt auch ein Ende unter die innerparte­iliche Diskussion in der Wiener SPÖ in Sachen Kopftuchve­rbot. Parteimana­gerin Barbara Novak sprach sich klar für ein Verbot – samt weiterführ­enden Begleitmaß­nahmen – aus. Frauenstad­trätin Kathrin Gaal sagte noch im Mai, ein Kopftuchve­rbot sei „in Diskussion“.

Nun heißt es aber: „Es gibt keinen sachlichen Grund wie etwa Gründe der öffentlich­en Ordnung oder Verstoß gegen die guten Sitten die Bekleidung von Kindern einer derartigen Regelung unterziehe­n zu müssen .“Einev er waltungs strafrecht­liche Sanktionie­rung wird als„ nicht ziel führend und schädlich für dieBil dungspartn­erschaft“eingestuft .( neu, jub, riss, rwh)

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Ursprüngli­ch sollte gespart werden, jetzt dürfte es doch 140 Millionen Euro für den Ausbau von Kinderbetr­euungsplät­zen geben.

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