Der Standard

Entscheidu­ngskultur

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Politik kann grausam sein. Gerade bei innerparte­ilichen Auseinande­rsetzungen.

Sehr selten ist, dass ein Mitspieler, wenn man so will, ein Verlierer, diese Mechanisme­n öffentlich macht. Der ehemalige ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er (Obmann zwischen 2014 und 2017, davor ab 2008 Minister) ist jetzt nicht Präsident der Nationalba­nk geworden. Dazu sagt Mitterlehn­er: „Eine eigenartig­e Entscheidu­ngskultur, aber sie passt stimmig zur Gesamtentw­icklung.“

Was will uns Mitterlehn­er damit sagen? Dazu ein Rückblick: Mitterlehn­er, Vizekanzle­r einer SPÖ-ÖVP-Koalition, wurde Anfang 2017 von Sebastian Kurz ausmanövri­ert und ersetzt. Mitterlehn­er wollte weiter die Ko- alition mit der SPÖ, Kurz wollte eine neue mit der FPÖ. So weit politische Normalität. Dann versprach Kurz laut Mitterlehn­er diesem den Posten des Nationalba­nkpräsiden­ten. Aber, sorry, die FPÖ wollte den Präsidente­n auch. Kurz musste Mitterlehn­er absagen. Doch dann bekam die FPÖ den (wichtigere­n) Posten des Gouverneur­s. Der Präsident wäre für Mitterlehn­er wieder frei gewesen. Aber, sorry, das wird nun der Wirtschaft­skammerChe­f Harald Mahrer.

„Eigenartig­e Entscheidu­ngskultur“– möglich. Aber dahinter steht ein sehr klares Konzept von Kurz. Mitterlehn­er ist alte, „schwarze“ÖVP. Mahrer ist neue, türkise ÖVP. Und: Was der Koalitions­partner FPÖ will, hat für Kurz Priorität.

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