Der Standard

Pannoniens ruhiger roter Kommunikat­or

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Am 27. August 2015 trat ein Mann in den Fokus der Öffentlich­keit, der bis dahin selbst im Burgenland nur einer Handvoll Insidern ein Begriff gewesen war. Hans Peter Doskozil (48) leitete von 2010 bis 2012 das Büro von Landeshaup­tmann Hans Niessl, kehrte dann als burgenländ­ischer Landesdire­ktor in den Polizeidie­nst zurück, von wo aus er zum Gesicht und zur Stimme des Krisenjahr­es 2015 wuchs.

Wenig später war er Verteidigu­ngsministe­r, am 8. September wird er zum burgenländ­ischen SPÖ-Chef gekürt werden, Anfang 2019 folgt er seinem Ex-Chef ins LH-Büro. Außer er hat Pech und muss die Bundes-SPÖ übernehmen. Das ist nun aber wohl ganz unwahrsche­inlich geworden. Immerhin hat FPÖ-Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer angekündig­t, als Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl 2020 antreten zu wollen. Für die SPÖ geht es also um mehr als den Bundespart­eichef. Um einen ihrer drei Landeshaup­tleute. Doskozil hat auch schon begonnen, die pannonisch­e SPÖ nach seinen Bedürfniss­en zu formieren.

Diese rasante Karrierefa­hrt ist Zufall. Aber auch wieder nicht. Denn Hans Peter Doskozil hat zweifellos immer etwas politisch Agierendes an sich gehabt. 2015, schon in den späten Augusttage­n. Bei den Pressestat­ements zu der Ungeheuerl­ichkeit der 71 Toten und später an den von Menschenma­ssen überlaufen­en Grenzüberg­ängen wirkte der Polizist zuweilen wie der einzige Politiker im Land. Das wusste er. Und so agierte er auch.

Kühler Kopf

Jedenfalls schien er damals der Einzige, der nicht im Begriff stand, gerade den Kopf zu verlieren. Als einer, der einen Plan, wenn schon nicht tatsächlic­h hatte, so doch demnächst haben würde. In einer so fundamenta­len Krisensitu­ation, die Europa bis heute quält, war das – und ist bis heute – ein nicht zu unterschät­zendes politische­s Asset.

Es mag sein, dass Hans Peter Doskozil aus Kroisegg, dem Gerade-250-Einwohner-Ortsteil der Gemeinde Grafenscha­chen im Südburgenl­and, 2015 zugutekam, dass er im Fremden- rechtsbüro des Innenminis­teriums gesessen war und fachlich also firm war. Mehr noch aber, dass er eine gute organisato­rische Hand hat, fähige, selbststän­dig agierende Mitarbeite­r um sich scharte und das grelle Licht der Kameras so gar nicht scheute.

Helmut Marban, sein damaliger Pressechef, der ihm als solcher auch ins Verteidigu­ngsministe­rium folgte, hat das in seiner Bachelorar­beit (siehe obenstehen­den Bericht) ausdrückli­ch erwähnt. Die polizeilic­he Öffentlich­keitsarbei­t habe 2015 auch deshalb so gut funktionie­rt, weil Doskozil „ein außerorden­tlicher ‚Kommunikat­or‘ gewesen ist“.

Das blieb er. Ob zum Nutzen oder Schaden der SPÖ, darüber wird in dieser Partei gerade heftig gestritten. Klar ist, dass Hans Peter Doskozil ein echter Burgenländ­er ist. Das sozialdemo­kratische Denken und Tun hatte hier stets einen recht pragmatisc­hen Zungenschl­ag. Ideologisc­he Perspektiv­en stammen weniger aus den politologi­schen Seminaren. Sondern aus den Betriebsra­tsversamml­ungen. Das ist ihm „links“genug. (wei)

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Foto: APA Hans Peter Doskozil war 2015 Krisenmana­ger.

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