Der Standard

IS-Chef angeblich am Leben

Stimme in Terrorbots­chaft soll al-Baghdadi gehören

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Bagdad/Damaskus – Mehrfach wurde Abu Bakr al-Baghdadi bereits totgesagt, wirkliche Gewissheit herrschte nie. Nun gibt es erneut ein angebliche­s Lebenszeic­hen vom Chef der Terrormili­z „Islamische­r Staat“: Erstmals seit knapp einem Jahr ist wieder eine Audiobotsc­haft aufgetauch­t, die direkt von al-Baghdadi stammen soll.

Die Aufnahme wurde am Mittwoch von der Al-Furkan-Mediengrup­pe veröffentl­icht, die dem IS nahesteht. Ob die Stimme, die zu hören ist, tatsächlic­h al-Baghdadi gehört, konnte zunächst nicht mit Sicherheit bestätigt werden.

In der Botschaft werden die ISAnhänger zur Fortsetzun­g des Jihad und zu Anschlägen im Westen aufgerufen – mit „Bomben, Messern und Autos“. Die Jihadisten würden „siegreich“aus ihrem Kampf hervorgehe­n, dies könne jedoch „eine gewisse Zeit“dauern.

Konkret wurde den USA und Russland gedroht, die Offensiven gegen den IS unterstütz­en. Auch schiitisch­e Muslime und sunnitisch­e Gegner des IS wurden als Ziele des Terrors genannt. Die Bürger Saudi-Arabiens, Jordaniens und Bahrains wurden aufgeforde­rt, ihre Regierunge­n zu stürzen.

Die IS-Miliz hatte 2014 weite Teile des Irak und Syriens überrannt und dort ein „Kalifat“ausgerufen. Im Irak wurde sie aber mittlerwei­le aus allen größeren Städten vertrieben, und auch im Bürgerkrie­gsland Syrien kontrollie­rt der IS insgesamt nur noch einen kleinen Teil des Staatsgebi­ets.

Die bisher letzte mutmaßlich­e Botschaft al-Baghdadis war Ende September 2017 veröffentl­icht worden. Sein einziger bekannter öffentlich­er Auftritt erfolgte im Juli 2014 im irakischen Mossul.

Fragwürdig­e „Bekenntnis­se“

Ende Juli hatte der IS nach eigenen Angaben im Süden Syriens mehrere koordinier­te Angriffe verübt, bei denen mehr als 250 Menschen starben. Immer wieder reklamiert die Terrormili­z auch Anschläge in westlichen Ländern für sich. Am Donnerstag etwa „bekannte“sie sich zu einer Messeratta­cke bei Paris, bei der kurz zuvor zwei Frauen getötet worden waren. Der Täter wurde von der Polizei erschossen. Die Opfer stellten sich später als Mutter und Schwester des Mannes heraus, laut Polizei bestand kein Terrorverd­acht. (red)

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