Der Standard

Schrotts Wahlkampf im Visier

ÖVP-Mandatar nach Gewinnspie­laffäre unter Druck

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Innsbruck – In der Gewinnspie­laffäre rund um den Tiroler ÖVPAbgeord­neten Dominik Schrott hüllt sich die Volksparte­i weiter in Schweigen. Am Dienstag wurde durch den Blogger Markus Wilhelm bekannt, dass Schrott im Nationalra­tswahlkamp­f offenbar ein manipulier­tes Gewinnspie­l auf seiner Facebookse­ite veranstalt­et hat. Schrott schiebt die Schuld dafür auf seine Waghlkampf­agentur, deren Angestellt­er er bis 31. Oktober 2017 war.

Für die ÖVP-Chefetage, von Kanzler Sebastian Kurz abwärts, genügt dieses Delegieren der Schuld. Schrott habe „schnell“und „richtig“gehandelt, sagte Kurz am Mittwoch. Schrott hat die Agentur gekündigt und ebenso deren Chef Thomas Ziegler, den er nach der Wahl als seinen parlamenta­rischen Mitarbeite­r angestellt hatte. Auch Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) gibt sich mit dieser Vorgehensw­eise zufrieden.

Doch damit scheinen längst nicht alle Fragen rund um Schrotts aufwendige­n Vorzugssti­mmenwahlka­mpf, mit dem er sich auch parteiinte­rn keine Freunde gemacht hat, beantworte­t. Offen ist die Frage der Finanzieru­ng. Gegenüber dem STANDARD gab Schrotts Wahlkampft­eam im Herbst 2017 an, insgesamt nur 22.000 Euro aus dessen Privatverm­ögen einzusetze­n. Hinzu kämen Sachleistu­ngen diverser Sponsoren. Doch Beobachter glauben nicht, dass sich der intensive Materialei­nsatz Schrotts damit finanziere­n ließ.

Markus Moser, Neos-Bürgermeis­ter der Oberländer Gemeinde Mils, hält ein Vielfaches der Summe für realistisc­h: „Die Wahrheit liegt wohl jenseits der 100.000 Euro, das sagt einem der Hausversta­nd.“So habe Schrott im Oberland flächendec­kend Inserate in Regional medi enge schalten, Busse bedrucken lassen, Frühstücks­sac kerl-Aktionen veranstalt­et und vieles mehr.

Der Abgeordnet­e selbst war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar. Dafür erklärte Politik finanzieru­ng sex perteHuber­tSick ing er, wieso dieser kosteninte­nsive Wahlkampf noch zum Problem für die ÖVP werden könnte. Denn insgesamt gilt eine Kostenober­grenze von sieben Millionen Euro pro Partei. „Daher hatte die ÖVP ihre Kandidaten im Vorfeld der Wahl zur Sparsamkei­t angehalten“, erklärt Sickinger.

Klarheit wohl erst 2019

Wer Schrott unterstütz­t hat, wird erst Mitte nächsten Jahres klar sein. Denn noch bis Ende September läuft die Frist zur Einreichun­g der sogenannte­n Rechenscha­ftsbericht­e aller Parteien an den Rechnungsh­of. Bis diese Eingaben geprüft und veröffentl­icht sind, vergehen Monate. In diesen Rechenscha­ftsbericht­en müssen die Parteien alle Zuwendunge­n, egal ob Geld- oder Sachleistu­ngen, über einem Wert von 3500 Euro angegeben. Einzelzuwe­ndungen jenseits der 50.000 Euro wären schon vorab zu melden gewesen. „Aber es liegen keine solchen Meldungen vor“, sagt Sickinger.

Spannend wird, wie die Zuwendunge­n an Schrott bewertet werden. So soll etwa die JVP den Tiroler finanziell unterstütz­t haben, was unter Parteispen­de fallen würde. Auch andere Sachleistu­ngen wären zu hinterfrag­en, ob sie als Spenden gelten. (jub, ars)

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