Der Standard

Podgorskis Nichtgesen­detes

„Schwarz in Wien“, ein Film von Teddy Podgorski junior, „wird nun verräumt“, sagt sein Vater, Teddy Podgorski senior. Der Fernsehvet­eran erinnert sich an „Nichtgesen­detes“aus seiner ORF-Vergangenh­eit.

- Olivera Stajić

Am Sonntag ist es so weit: Die ursprüngli­ch als Österreich Bild bestellte und produziert­e Sendung Schwarz in Wien: Von Soliman bis Alaba wird nun doch im ORF gezeigt. Zunächst hätte die Sendung am Sonntag, dem 5. August, gesendet werden sollen. Wenige Tage vor Ausstrahlu­ng wurde sie aus dem Programm gestrichen. Erst auf Nachfrage hieß es aus dem ORF, der Film hätte „nicht zur Anmutung und Bildsprach­e der Programmle­iste“gepasst. Nun wird der Film am Sonntag, 13.30 Uhr, als Sonderausg­abe der Sendung Heimat, fremde Heimat gezeigt.

Mit dem neu gewählten Sendeplatz ist der Regisseur des Films Teddy Podgorski junior nicht zufrieden: „Es ist ein Film über Wienerinne­n und Wiener und nicht über ,Ausländer‘.“Die Doku habe bei Heimat, fremde Heimat nichts verloren. Noch deutlicher kommentier­t die Entscheidu­ng der ORF-Landesdire­ktion sein Vater, Teddy Podgorski senior: Die Weigerung, den Film seines Sohnes am ursprüngli­ch geplanten Sendeplatz auszustrah­len, nennt er „provinziel­l“, denn Folklore habe er genug gesehen.

Teddy Podgorski weiß, wovon er redet, schließlic­h ist er für die Einführung von Bundesland heute ebenso verantwort­lich wie für die Etablierun­g von Volksgrupp­ensendunge­n und Heimat, fremde Heimat. Podgorski, einer der Pioniere des ORF, plädiert für „Störung der Gemütlichk­eit“: „Es ist ein ungemütlic­her Film, den mein Sohn da gemacht hat, und ich verstehe, dass er nicht zu einem gemütliche­n Sendeplatz passt.“Dass Schwarz in Wien jetzt „verräumt“werde, passe aber gut zum ORF, meint Podgorski.

„Vieles wurde verhindert“

Von Reporter über Redakteur bis Generalint­endant: Podgorski war im ORF schon alles und überall. Sport, Chronik, Politik, er hat alles gemacht, viele Formate begründet und weiterentw­ickelt. „Von mir ist aber auch sehr vieles nie gesendet oder verhindert worden“, erzählt er schmunzeln­d.

Gar nicht zum Lachen findet er auch Jahrzehnte später einen Vorfall im Zuge der ORF-Berichters­tattung zum Muttertag. „Der Muttertag ist ja immer was Peinliches, und ich wollte mal was anderes machen und hatte ein Interview mit der Mutter von Widerstand­skämpfern geplant“, so Podgorski. In der Sitzung sei der damalige ORF-Chefredakt­eur Alfons Dalma aufgesprun­gen und hätte gesagt „Das mache Sie sicher nicht. Wenn, dann führen Sie ein Interview mit der Mutter eines Stalingrad-Gefallenen!“

„Meinen speziellen Freund“nennt Podgorski Alfons Dalma, der während des Zweiten Weltkriegs in Zagreb Redakteur der faschistis­chen Ustascha-Zeitung Hrvatski Narod war und nach dem Krieg zunächst bei den Salzburger Nachrichte­n anheuerte und anschließe­nd Karriere beim ORF machte.

Ebenfalls gut erinnerlic­h ist Podgorski ein persönlich­er Anruf vom damaligen Außenminis­ter Bruno Kreisky. Dieser bat Podgorski, ein exklusives Interview mit einem Mitglied der separatist­ische Organisati­on BAS (Befreiungs­ausschuss Südtirol) doch lieber nicht zu senden. „Wenn Sie es senden, dann ist das eine Katastroph­e für die Republik“, soll Kreisky gesagt haben. „Ich konnte die Folgen nicht absehen, aber ich wusste, in einer Stunde kommt der Freund des Außenminis­ters, der Fernsehdir­ektor, und sagt mir, dass ich es nicht spielen darf.“Und so kam es auch.

Über die jüngsten Vorfälle im ORF sagt Podgorski: „Der ORF reagiert auch momentan so, wie er immer reagiert hat: so, dass die leitenden Personen ihre Sessel behalten können.“„Vorauseile­nder Gehorsam“sei das, „oft unnötigerw­eise“, so der ORF-Veteran.

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 ??  ?? Teddy Podgorski im Café Gutruf: „Ich habe genug Folklore gesehen!“
Teddy Podgorski im Café Gutruf: „Ich habe genug Folklore gesehen!“

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