„Ich will zumindest nicht Letzter werden“
Beinamputierter Zanardi ist Gastfahrer in der DTM
Misano – Alex Zanardi hat in seinem bewegten Leben viel mitgemacht. Da sind Erinnerungen an sorgenfreie Tage mit Glanz und Glamour in der Formel 1, der Jubel über zahlreiche Titel und Erfolge. Und da ist das düstere Kapitel mit fürchterlichem Leid nach seinem schlimmen Unfall im Jahr 2001 auf dem Lausitzring, der ihn fast das Leben gekostet hätte und alles auf einen Schlag veränderte. „Sie haben mir gesagt, ich müsste tot sein“, sagte Zanardi einmal rückblickend. Doch der Italiener gab nie auf, er trotzte seinem Schicksal und kämpfte sich zurück. Heute ist er als beinamputierter Handbiker mehrmaliger Paralympics-Sieger und eine Inspiration für viele Menschen. Vor allem aber liebt und lebt Zanardi den Motorsport noch immer.
Wenn also dieser Alex Zanardi nun mit Blick auf seinen Gastauftritt in der deutschen Tourenwagenmeisterschaft von einer der „schwierigsten Aufgaben“seiner Rennsportkarriere spricht, dann haben diese Worte entsprechendes Gewicht. Der 51-Jährige wird am Samstag und Sonntag bei den ersten Nachtrennen der DTM in Misano (Start jeweils 22.30 Uhr, Kabel 1) starten – in einem 500 PS starken BMW, der eigens für ihn heftig umgebaut wurde.
Zanardi bremst und beschleunigt mit Griffen am Lenkrad. Auch das ist neu für ihn, früher hat er eine am Bremspedal im Fußraum fixierte Beinprothese bedient. „Ich gebe zu, dass es sich beim ersten Losfahren aus der Box sehr ungewohnt angefühlt hat, einen komplett leeren Fußraum ohne Pedalbox vor mir zu haben“, sagte Zanardi, „aber ich komme hervorragend damit zurecht.“
Das wird im Duell mit den 18 DTM-Dauerstartern aber nicht genügen, um ernsthaft vorn mitzufahren. Er wolle „zumindest nicht Letzter“werden, sagte Zanardi. Das allein wäre eine sensationelle Leistung, doch um sportliche Ergebnisse geht es am Wochenende auch gar nicht. Zanardi reizt die Herausforderung – und die DTM genießt angesichts ihrer unklaren Zukunft die große mediale Aufmerksamkeit durch den prominenten Gast.
„Seine ungemein beeindruckenden Leistungen, aber auch sein unerschütterlicher Optimismus und seine Menschlichkeit ragen weit über den Sport hinaus“, sagte DTM-Boss Gerhard Berger.
Die drei Hersteller dürfen in diesem Jahr einen Gastfahrer einsetzen. Für Audi kehrte Mattias Ekström beim Saisonstart in Hockenheim aus Schweden zurück, Mercedes wird den fünfmaligen französischen Rallye-Weltmeister Sebastian Ogier in Spielberg (21. bis 23. September) ins Cockpit setzen. Und BMW wählte eben für Misano Zanardi aus. (sid, red)