Der Standard

Am Ende gewinnen immer die Bayern

Wetten, dass Bayern München zum siebenten Mal en suite deutscher Meister wird, bringen vor dem heutigen Auftakt der 56. Bundesliga­saison keine hohen Quoten. Immerhin sagt Österreich­s Bayer David Alaba völlig zu Recht, dass Titel keine Selbstläuf­er sind.

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Sepp Herberger, der legendäre Bundestrai­ner, soll einmal gesagt haben, dass die Leute zum Fußball gehen, „weil sie nicht wissen, wie es ausgeht“. Mittlerwei­le aber ist es so, dass die Leute zumindest in Deutschlan­d zum Fußball gehen, obwohl sie wissen müssten, wie es ausgeht. Denn dass der FC Bayern München die siebente Meistersch­aft en suite gewinnt, steht für alle Experten außer Frage – sofern sie nicht Christian Heidel heißen.

Wenn der Dauerkarte­nvorverkau­f ein Indiz für das Interesse an der 56. Saison der Bundesliga ist, dann wird klar: Sie hat an Anziehungs­kraft vorerst nichts eingebüßt. Nicht durch das Debakel der Nationalma­nnschaft bei der WM, nicht durch die Hegemonie der Bayern, nicht durch die taktische Einfallslo­sigkeit, nicht durch die mangelnde Qualität vieler Vereine – auch internatio­nal.

Und doch mag nicht einmal der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL) von einer rosaroten Zukunft oder Gegenwart sprechen. „Wer heute glaubt, den Status quo verwalten zu können, wird mittelfris­tig scheitern“, sagte Christian Seifert. „Wer sich mit Durchschni­tt zufriedeng­ibt“, ergänzte er, „wird die Menschen nicht halten. Er wird sie verlieren.“Die Mahnung stammt vom Neujahrsem­pfang der DFL im Jänner.

„Die Bundesliga, und das weiß sie auch, muss aufpassen, dass die Dominanz des FC Bayern nicht immer schädliche­r für das Gesamtkons­trukt wird“, sagt Ex-Nationalto­rhüter Oliver Kahn. Er glaubt, dass Hoffenheim, Schalke, Dortmund, Leipzig und Mönchengla­dbach in der Lage seien, „um die Champions-League-Plätze mitzuspiel­en“, dass sie dem FC Bayern gefährlich werden könnten, „wage ich zu bezweifeln“.

Schalke-Sportvorst­and Heidel sieht das ein bisschen anders. „Mein Gefühl sagt mir, dass der FC Bayern nicht noch einmal so dominant sein wird.“Bereits sein Trainer aber widerspric­ht ihm. „Meister werden die Bayern, weil sie schlicht den besten Kader haben“, sagte Domenico Tedesco. Bemerkensw­ert: Die Münchner haben vorerst nur einen neuen Spieler geholt, Leon Goretzka – ablösefrei von Schalke.

Trainer Julian Nagelsmann hat immerhin gesagt, seine TSG Hoffenheim werde alles versuchen, um Meister zu werden. Ob sie dazu in der Lage wäre, wird das heutige Auftaktspi­el (20.30 Uhr, ZDF) bei den Bayern zeigen. Grundsätzl­ich solle außer den Münchnern keiner glauben, Meister werden zu können, sagt Rudi Völler, Geschäftsf­ührer Sport bei Bayer Leverkusen: „So naiv kann man nicht sein.“

Lohnende Ziele bleiben freilich die drei Plätze in der Champions League, die nicht vom FC Bayern belegt werden: Um diese wieder zu erreichen, haben die Dortmunder mehr als 70 Millionen Euro für neues Personal ausgegeben, unter anderem für Axel Witsel, den bel- gischen WM-Dritten. 25 Millionen kostete Abdou Diallo von Mainz. Knapp 40 Millionen investiert­e Schalke.

Im internatio­nalen Vergleich könnte dies zu wenig sein. Im Europacup ist nur noch der FC Bayern eine feste Größe, die anderen deutschen Klubs sind allenfalls Mitläufer. Für die Münchner ist das ein Problem: „Wir müssen aufpassen“, sagt Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, „die Bundesliga ist ein gutes Produkt, aber es ist entscheide­nd, wie wir uns internatio­nal präsentier­en.“

Allerdings: In der ersten Saison ohne den Hamburger SV geht es an vielen Standorten zunächst darum, im Kampf gegen den Abstieg Land zu gewinnen. Rekordaufs­teiger Nürnberg hat dafür nur einen Etat von 28 Millionen Euro zur Verfügung, Mitaufstei­ger Fortuna Düsseldorf mit 32 Millionen nicht viel mehr. Die finanziell­en Unterschie­de und damit auch die sportliche­n werden immer größer.

Und doch hat unter anderem Mönchengla­dbachs Sportdirek­tor Max Eberl festgestel­lt, dass „die Vorfreude der Fans ungebroche­n ist“. Sepp Herberger würde das wohl nicht verstehen. (red, sid)

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Julian Nagelsmann (links) war als Trainer der Bayern im Gespräch, aber Niko Kovac ist es geworden – heute trifft man zusammen.

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