Der Klangteppich im Spielzimmer von morgen
Die große Bühne der Digitalkunst braucht die Musik: Das Ars Electronica Festival 2018 setzt wieder zum Brückenschlag zwischen Klassik, Beat und Party an.
Musikalisches darf auf dem großen Gabentisch der Medienkunst nicht fehlen. Keinesfalls als kleine Beilage, vielmehr gerne serviert als üppiger Hauptgang. Traditionsgemäß startet das Ars Electronia Festival auch heuer wieder mit digitalem Klang und spektakulärem Gesang. Beim diesjährigen „Ars Electronica Opening“am 6. September sorgen DJ-Sets und Konzerte bis in die frühen Morgenstunden dafür, dass in den Hallen, Gängen und Rampen der Postcity kein Tanzbein stillsteht.
Die Nacht der digitalen Nächte beginnt mit der sich verzerrenden, wellenförmigen Installation πTon von Cod.Act, gefolgt von einem Programm, das sich auf die ver- schiedenen Grenzen von Körper und Wahrnehmung konzentriert. Mit dem Projekt *Silent*, bei dem eine gehörlose Performerin und eine Gesangssolistin bei der Soundproduktion zusammenarbeiten, schickt der italienische Künstler Gabriele Marangoni die Besucher auf eine Reise an die Grenzen der Wahrnehmung.
Beats auf Schiene
Sollten dann am nächsten Tag Müdigkeit, Ohrensausen und Muskelkater wider Erwarten einer musikalischen Draufgabe nicht im Wege stehen, empfiehlt sich am 7. September erneut ein abendlicher Besuch der ehemaligen Gleishalle in der Postcity. Bei der „Ars Electronica Nightline“ wird zeitgenössische elektronische Musik von lokalen und internationalen Acts serviert. B.Visible, der Maestro der Broken Beats und originellen Samples, startet das Programm mit seiner Liveband. Es folgt Catnapp, Sängerin und Rapperin aus Berlin, die sich aller elektronischen Genres sowie des Pop und Rap bedient. Um das Ganze noch unberechenbarer zu machen, tritt als Nächstes Group A auf, die mit experimentellen Klängen und einer chaotischen Bühnenperformance arbeitet.
Das eigentliche musikalische Highlight ist aber auch heuer wieder die „Große Konzertnacht“am 9. September (siehe unten). Einmal mehr treffen in der mächtigen Gleishalle Symphonie- orchester und Digital Music aufeinander. Und scheinbar kaum Kompatibles verschmilzt zu einem außergewöhnlichen Klangerlebnis.
Handspiel
Der Abend beginnt mit einer Premiere, eine Kooperation von Josef Klammer und Jaap Blonk, die an das Festivalthema anknüpfend ein Gegen- und Miteinander von echter und synthetischer Stimme entstehen lassen. Danach kommt The Berlioz Project zur Aufführung, die zweite große Kooperation von Ars Electronica und Markus Poschner mit dem Bruckner Orchester Linz.
Keinenfalls auslassen sollte man heuer den letzten Gang des bunten Musikmenüs. Piano Music
ist der programmatische Titel des Montagabendkonzerts von Maki Namekawa und Dennis Russell Davies. Das Programm beginnt mit einer Soloaufführung von Maki Namekawa – mit der Weltpremiere der Klavierfassung von Mishima von Philip Glass.
Im zweiten Teil des Abends heißt es dann auf dem Klavierhocker zusammenrücken: Namekawa wird von ihrem Ehemann und langjährigen Pianoduopartner Dennis Russell Davies begleitet. Die beiden spielen Originalwerke für Klavier für vier Hände von Steve Reich (Piano Phase), Maurice Ravel (Ma Mère l’Oye) und Philip Glass (Stokes).