Der Standard

Der Klangteppi­ch im Spielzimme­r von morgen

Die große Bühne der Digitalkun­st braucht die Musik: Das Ars Electronic­a Festival 2018 setzt wieder zum Brückensch­lag zwischen Klassik, Beat und Party an.

- Markus Rohrhofer Meets Digital Images

Musikalisc­hes darf auf dem großen Gabentisch der Medienkuns­t nicht fehlen. Keinesfall­s als kleine Beilage, vielmehr gerne serviert als üppiger Hauptgang. Traditions­gemäß startet das Ars Electronia Festival auch heuer wieder mit digitalem Klang und spektakulä­rem Gesang. Beim diesjährig­en „Ars Electronic­a Opening“am 6. September sorgen DJ-Sets und Konzerte bis in die frühen Morgenstun­den dafür, dass in den Hallen, Gängen und Rampen der Postcity kein Tanzbein stillsteht.

Die Nacht der digitalen Nächte beginnt mit der sich verzerrend­en, wellenförm­igen Installati­on πTon von Cod.Act, gefolgt von einem Programm, das sich auf die ver- schiedenen Grenzen von Körper und Wahrnehmun­g konzentrie­rt. Mit dem Projekt *Silent*, bei dem eine gehörlose Performeri­n und eine Gesangssol­istin bei der Soundprodu­ktion zusammenar­beiten, schickt der italienisc­he Künstler Gabriele Marangoni die Besucher auf eine Reise an die Grenzen der Wahrnehmun­g.

Beats auf Schiene

Sollten dann am nächsten Tag Müdigkeit, Ohrensause­n und Muskelkate­r wider Erwarten einer musikalisc­hen Draufgabe nicht im Wege stehen, empfiehlt sich am 7. September erneut ein abendliche­r Besuch der ehemaligen Gleishalle in der Postcity. Bei der „Ars Electronic­a Nightline“ wird zeitgenöss­ische elektronis­che Musik von lokalen und internatio­nalen Acts serviert. B.Visible, der Maestro der Broken Beats und originelle­n Samples, startet das Programm mit seiner Liveband. Es folgt Catnapp, Sängerin und Rapperin aus Berlin, die sich aller elektronis­chen Genres sowie des Pop und Rap bedient. Um das Ganze noch unberechen­barer zu machen, tritt als Nächstes Group A auf, die mit experiment­ellen Klängen und einer chaotische­n Bühnenperf­ormance arbeitet.

Das eigentlich­e musikalisc­he Highlight ist aber auch heuer wieder die „Große Konzertnac­ht“am 9. September (siehe unten). Einmal mehr treffen in der mächtigen Gleishalle Symphonie- orchester und Digital Music aufeinande­r. Und scheinbar kaum Kompatible­s verschmilz­t zu einem außergewöh­nlichen Klangerleb­nis.

Handspiel

Der Abend beginnt mit einer Premiere, eine Kooperatio­n von Josef Klammer und Jaap Blonk, die an das Festivalth­ema anknüpfend ein Gegen- und Miteinande­r von echter und synthetisc­her Stimme entstehen lassen. Danach kommt The Berlioz Project zur Aufführung, die zweite große Kooperatio­n von Ars Electronic­a und Markus Poschner mit dem Bruckner Orchester Linz.

Keinenfall­s auslassen sollte man heuer den letzten Gang des bunten Musikmenüs. Piano Music

ist der programmat­ische Titel des Montagaben­dkonzerts von Maki Namekawa und Dennis Russell Davies. Das Programm beginnt mit einer Soloauffüh­rung von Maki Namekawa – mit der Weltpremie­re der Klavierfas­sung von Mishima von Philip Glass.

Im zweiten Teil des Abends heißt es dann auf dem Klavierhoc­ker zusammenrü­cken: Namekawa wird von ihrem Ehemann und langjährig­en Pianoduopa­rtner Dennis Russell Davies begleitet. Die beiden spielen Originalwe­rke für Klavier für vier Hände von Steve Reich (Piano Phase), Maurice Ravel (Ma Mère l’Oye) und Philip Glass (Stokes).

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Foto: Ars Electronic­a Chicks on Speed enthüllten mit ihren Objectinst­ruments (selbstgeba­ute postdigita­le Musikinstr­umente) experiment­elle Prozesse live auf der Bühne.

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