Der Standard

Der IS lebt, Al-Kaida auch

- Gudrun Harrer

Auch wenn heute nur noch wenige junge verblendet­e Menschen im Namen eines entgleiste­n Islam aus Europa in die Kriege im Nahen Osten ziehen, ist die Sache noch lange nicht vorbei. Die jihadistis­chen Propaganda­maschineri­en sind weitgehend intakt und versuchen, potenziell­e Anhänger weltweit anzusprech­en.

17 Jahre nach den Anschlägen in New York und Washington organisier­t sich Al-Kaida neu und scheint den Sohn von Osama bin Laden, Hamza, als neuen Führer aufbauen zu wollen. Und ob es sich nun wirklich um Abu Bakr al-Baghdadi handelt, der auf einer neuen Aufnahme im Namen des „Islamische­n Staats“zu hören ist, oder nicht, die Botschaft ist klar: Der „Staat“ist zwar für den Moment verloren, die Idee des IS-„Kalifats“lebt.

Die Episode in Paris, wo sich der IS zu einem Verbrechen bekennt, dessen Gründe eher im familiären Umfeld zu suchen sind, sorgt nur für kurze Erleichter­ung: Vielleicht hat sich der IS ja diesmal „geirrt“, aber er rechnet mit neuen Taten seiner Anhänger. Al-Baghdadi war, anders als Osama bin Laden, nie die Ikone seiner Bewegung. Dennoch zeigt seine jetzige „Wiederbele­bung“, dass sich der IS von ihm eine neue Mobilisier­ungskraft erwartet. Nach dem Verlust seiner Territorie­n schien der Konkurrenz­kampf zwischen den beiden großen jihadistis­chen Organisati­onen zugunsten von Al-Kaida auszugehen. Es dürften jedoch beide überleben – und das sind keine guten Nachrichte­n.

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