Der Standard

Nach unten treten

- Colette M. Schmidt

Mit einem verärgerte­n Emoji garnierte FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus sein Posting auf Facebook. Vielleicht, weil es nicht für alle nachvollzi­ehbar ist, was denn an dem darunter veröffentl­ichten Bescheid ärgerlich sein soll. Die siebenköpf­ige Familie in Wien bekommt 2000 Euro Mindestsic­herung. Das sind – wie es das Gesetz vorsieht – 285 Euro pro Person. Das Gesetz sieht auch vor, dass ein Klubobmann im Parlament wie Gudenus mit rund 14.900 Euro brutto im Monat heimgeht.

Gudenus weiß natürlich, dass dieser Familie das Geld genau so zusteht wie ihm selbst sein Gehalt. Doch er weiß auch, wie er sozialen Unfrieden befeuern und im Vorwahlkam­pf in Wien eine Flut von Hasspostin­gs auslösen kann. Etwa mit dem Zusatz, der Familie werde das Geld „fürs Nichtstun geschenkt“, wie es der ehemalige nicht amtsführen­de Vizebürger­meister von Wien in seinem FacebookBe­itrag formuliert­e. Schuld daran sei freilich Rot-Grün.

Die Nachnamen der „Migrantenf­amilie“schwärzte Gudenus, die Vornamen nicht, wodurch die Familie erkennbar werden könnte. Seine Fans posteten teilweise gleich den komplett ungeschwär­zten Bescheid darunter. Datenschut­z? Nie gehört. Doch da ist der blaue Politiker beim Nach-untenTrete­n zu weit gegangen. Gut, dass die zuständige Magistrats­abteilung 40 Anzeige erstattet. Dass solche Bescheide veröffentl­icht werden, ist in unserem Gesetz nämlich nicht vorgesehen. Das verdient ein verärgerte­s Emoji.

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