Der Standard

Machtloses Machtwort

- Steffen Arora

Es war ein Machtwort, das Bundeskanz­ler Sebastian Kurz am Mittwoch sprach. Er erteilte seinem Tiroler JVP-Intimus, dem Nationalra­tsabgeordn­eten Dominik Schrott, die Absolution in der Affäre um ein offenbar manipulier­tes Gewinnspie­l auf dessen Facebook-Seite.

Dass kaum 24 Stunden nach Bekanntwer­den des Provinzska­ndals bereits die Schuldfrag­e beantworte­t wurde, wirft kein gutes Bild auf den von der türkisen ÖVP ausgerufen­en neuen Stil. Denn alles, was man zu diesem Zeitpunkt wusste, deutete darauf hin, dass Schrott einen plumpen Fehler begangen hatte und die Verantwort­ung dafür reflexarti­g abzuschieb­en versuchte. Das gefiel vielen Tiroler Schwarzen gar nicht, wie erste Reaktionen zeigten. Aber zunächst akzeptiert­en sie das Urteil aus Wien.

Doch in der Tiroler Volksparte­i gilt Schrott nicht erst seit dieser Woche als umstritten. Im Vorzugssti­mmenwahlka­mpf 2017 hat er nur dank einer teuren Materialsc­hlacht triumphier­t. Das nahmen ihm viele Parteikoll­egen übel, behielten ihren Ärger aber zunächst für sich.

Doch die Taktik von Kurz, die eigenen Leute im Wahlkampf gegeneinan­der antreten zu lassen, hinterließ tiefe Gräben in der Partei, die nun aufreißen. Die Rückendeck­ung für Schrott aus Wien stößt in Tirol auf wenig Verständni­s. Nun wird offen über die ungeklärte Finanzieru­ng von Schrotts Wahlkampf geredet. Und diese Debatte wird ein neuerliche­s Kurz-Machtwort nicht beenden können.

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