Der Standard

Kurz auf Distanz zur AfD

Kanzler rät CDU in Thüringen von Koalition ab

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Erfurt/Berlin – Wenn er selbst in Wien mit der FP regiere, dann müsse er als VP-Politiker der deutschen Schwesterp­artei CDU doch vielleicht auch zur Koalition mit der AfD raten. Oder? Diese Frage bekam Kanzler Sebastian Kurz bei seinem Besuch im rot-rot-grün regierten Thüringen gestellt. Schließlic­h könnte die CDU damit bei der Landtagswa­hl 2019 ihre Machtoptio­nen erweitern.

Seine Antwort: „Nein, ich würde nicht dazu raten.“Denn: „Man kann das politische System nicht eins zu eins übertragen.“Auch seien „AfD und FPÖ nicht eins zu eins vergleichb­ar“. In Österreich habe es nach der Nationalra­tswahl im Herbst 2017 nur die Option mit der FP gegeben, da die SP nicht Juniorpart­ner habe sein wollen, sagt Kurz. Und überhaupt: Er sei „der festen Überzeugun­g“, dass Mike Mohring die richtige Entscheidu­ng treffen werde.

Der angesproch­ene Mohring, in Thüringen CDU-Landes- und -Fraktionsc­hef, stand bei diesen Worten seines „Freundes“Kurz daneben und lächelte zufrieden. Zwei Jahre hatte sich der Opposition­sführer, der zum konservati­ven Teil der CDU zählt, bemüht, Kurz nach Thüringen zu lotsen.

Am Donnerstag­abend kam er dann zum Jahresempf­ang der CDULandtag­sfraktion. Vor 3300 Gäs- ten sprach der Kanzler über die österreich­ische EU-Ratspräsid­entschaft.

Er sei „sehr froh“, dass nach langem Streit im Juni beim EU-Gipfel „endlich ein wichtiger Fortschrit­t“beim Thema Asyl möglich gewesen sei: „Nicht unbegrenzt­e Aufnahme in Europa ist möglich, sondern gemeinsame­r Schutz der Außengrenz­en und Hilfe vor Ort.“Man werde „hart daran arbeiten, Frontex zu stärken“und Rom wie Athen nicht alleinlass­en.

Linke Gegendemon­stration

Zu einer linken Gegendemo waren nur rund 40 Leute gekommen. Im Aufruf dazu hatte es geheißen, Kurz stehe für eine „neoliberal­e und vor allem menschenfe­indliche, rassistisc­he Politik, Milliarden für die Konzerne, Zwölf-Stunden-Tag für Arbeitnehm­erInnen und maximale Gängelung und Repression in Richtung Geflüchtet­er und MigrantInn­en“.

Und weiter: Man wundere sich nicht, dass CDU-Chef Mohring „gern der beste Buddy von BabyHitler aus dem Geilomobil wäre“– eine Anspielung auf ein Cover des deutschen Satiremaga­zins Titanic, das Kurz als „Baby-Hitler“bezeichnet hatte. Die AfD stellte deshalb Strafanzei­ge, Kurz blieb gelassen und verwies auf die Meinungsfr­eiheit. (bau)

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