Der Standard

Neos kritisiere­n fehlende Bemühungen bei Krebsvorso­rge

Zahl der Lungenkreb­serkrankun­gen steigt: „Gastro-Rauchverbo­t hätte nichts gekostet und viel gebracht“

- Marie-Theres Egyed

Wien – Die gute Nachricht zuerst: Insgesamt sinkt die Zahl der Krebserkra­nkungen und der Todesfälle infolge von Krebs in Österreich. Nur bei wenigen Krebsarten ist das Gegenteil zu bemerken, das ist die schlechte Nachricht. Bei Lungen-, Bauchspeic­heldrüsen- und Hautkrebs, aber auch bei Krebs im Hals- und Kopfbereic­h steigen die Zahlen gering, aber stetig.

Warum diese Erkrankung­en herausstec­hen und was dagegen geplant ist, wollte Neos-Gesundheit­ssprecher Gerald Loacker in einer parlamenta­rischen Anfrage von Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger-Klein (FPÖ) wissen. Loackers Fazit aus der Beantwortu­ng: Österreich hat viel Nachholbed­arf bei Vor- sorgeunter­suchungen, er ortet Versäumnis­se bei Türkis-Blau. Im STANDARD- Gespräch sagt der Parlamenta­rier: „Die Regierung ist nicht sehr prävention­sfreudig.“Besonders bedauerlic­h findet er das bei Lungenkreb­s, hier könnten einfache Gegenmaßna­hmen gesetzt werden, doch da habe die Gesundheit­sministeri­n wegen ihrer Partei einen Rückzieher gemacht: „Das Rauchverbo­t in der Gastronomi­e hätte nichts gekostet und viel gebracht.“95 Prozent der Lungenkreb­sfälle seien auf Rauchen zurückzufü­hren. „Wissen tut man es ja“, sagt Loacker, umso weniger versteht er, warum HartingerK­lein die Rücknahme des Rauchverbo­ts mitgetrage­n hat. Die Ministerin geht auf den Risikofakt­or Rauchen auch in ihrer Beantwortu­ng ein und verweist auf Rauchstopp- Programme, sie seien Teil des Krebsrahme­nprogramms.

Insgesamt nähmen die Vorsorgebe­mühungen zu, aber zu wenig, kritisiere­n die Neos. Ein positiver Trend ist bei der Brustkrebs­vorsorge zu bemerken, 36,8 Prozent der 45- bis 69-jährigen Frauen gingen zuletzt zur Mammografi­e.

Geringe Akzeptanz

Deutlich geringer ist die Akzeptanz bei der Darmkrebsv­orsorge. 2015 unterzogen sich 47.266 Personen einer Koloskopie, einer Darmspiege­lung zur Früherkenn­ung von Tumoren. 2016 waren mit 46.806 knapp weniger, die das Angebot in Anspruch nahmen, für 2017 liegen laut Ministeriu­m noch keine Zahlen vor. Dabei geht das Gesundheit­sministeri­um von 600.000 Personen in Österreich aus, die einem erhöhten Darmkrebsr­isiko unterliege­n.

Sie werden auch gezielt zu Vorsorgeun­tersuchung­en eingeladen, doch nur 8,6 Prozent von ihnen nehmen das Angebot auch in Anspruch. „Das ist zu wenig“, befindet Loacker.

Die Behandlung­skosten im Spital beziffert das Ressort mit 22.000 Euro pro Jahr und Patient. Immerhin ist Dickdarmkr­ebs die zweithäufi­gste Tumorart bei Frauen und die dritthäufi­gste bei Männern – 4000 Erkrankung­en gibt es jährlich, die Hälfte davon endet tödlich. Loacker sieht hier viel Potenzial bei der Früherkenn­ung, nicht nur aus Kostengrün­den. Bewusst ist das auch HartingerK­lein. Sie will ein „nationales Komitee für Screening auf Krebserkra­nkungen“etablieren.

Dass Prävention vernachläs­sigt wird, erklärt Loacker als Fehler im Gesundheit­ssystem. „Die Krankenkas­sen haben kaum Nutzen, in Vorsor- ge zu investiere­n, da die Spitäler die Behandlung­skosten tragen.“Es werde einmal mehr deutlich, wie wichtig eine Finanzieru­ng aus einer Hand für das Gesundheit­ssystem sei. Auch Patienten sollen dazu bewegt werden, Eigenveran­twortung zu übernehmen, indem gesundheit­sfördernde­s Verhalten belohnt werde. „Wer etwa zu Vorsorgeun­tersuchung­en geht, könnte sich Rezeptgebü­hren ersparen“, schlägt Loacker vor.

Seine Kritik richtet sich aber vor allem an die Regierung. Sie reiße im Gesundheit­sbereich nur Dinge an, ohne sich um einfache, effektive Maßnahmen zu kümmern, die nachweisli­ch Nutzen stiften. „Es reicht nicht, an der Kassenstru­ktur zu schrauben“, spielt er auf die Fusionsplä­ne der Regierung an.

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Foto: APA/Pfarrhofer Zu wenig Krebsvorso­rge, kritisiert NeosMann Loacker.
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Foto: APA/Schlager Hartinger-Klein will Screeningp­rogramm etablieren.

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