Der Standard

GESCHÜTTEL­T, NICHT GERÜHRT

Mit einem Hintern auf (m)einer Hochzeit

- Von Julya Rabinowich

Eine gewisse Hochzeit und ihre mannigfalt­igen Folgen sind ja diese Woche intensiv in sämtlichen Medien durchdekli­niert worden. Eh löblich. Aber all dieser Aufruhr war nichts im Vergleich zu meiner eigenen Hochzeit. Ist schon ein paar Jährchen her, aber wenn diverse Ministerin­nen jetzt eine Schnurre zu erzählen haben, dann habe ich schon lang Mitteilung­sbedürfnis­se.

Hochzeitsb­uffet mit Benzinduft

Der Bräutigam trug – wie mit mir besprochen – eine Lederhose. Aber nicht die mit schwarz und sexy und lang, sondern die vom Opa. Eine kleine Überraschu­ng. Gefeiert wurde in der altehrwürd­igen Arena. Als Mitternach­tseinlage engagiert war einer, der vermutlich auch für sämtliche weitere Hochzeiten ein mahnendes Symbol sein könnte: ein wagemutige­r Feuerschlu­cker.

Das hatte zwar eine lehrreiche Botschaft, in der Ehe lieber nichts so heiß zu essen, wie es gespuckt wird, bewirkte aber auch, dass das Buffet ganz erbärmlich nach Benzin zu duften begann.

Schändlich­e Entweihung der Braut

Das Motto war offenbar „À chacun son goût“, und das galt auch für unsere Hochzeitsg­äste. Unter anderem war auch ein ehemaliger Liebhaber geladen, der sich offenbar an der Eheschließ­ung nicht ganz so sehr erfreute wie wir.

Unsere Hochzeitst­orte – in Regenbogen­farben ohne politische­n Hintergeda­nken gehalten und von einem kopulieren­den Dinosaurie­rpärchen aus Plastik gekrönt – wurde noch vor der feierliche­n Beschneidu­ng so schändlich wie skandalös entweiht. Als wir mit gezücktem Messer Hand in Hand zur Tat schreiten wollten, fanden wir eine Brautentfü­hrung der anderen Art vor: Der weibliche Dino war verschwund­en, und der hornplatte­nbewehrte grüne Bräutigam saß einsam und verlassen auf seinem Schlagober­sgupf. Ein böses Omen, das einige Zeit später auch die Ehe ereilte.

Als ich Jahre später mit besagtem Exliebhabe­r ins Kino ging und dieser sein Geldbörser­l öffnete, grinste uns aus dessen Untiefen die ehemalige lila Braut entgegen. Das Schweigen hätte nicht hamletisch­er sein können.

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