Der Standard

Rekordüber­schuss in Deutschlan­d, rote Zahlen in Österreich

Österreich macht trotz Topkonjunk­tur weiter neue Schulden, während in Deutschlan­d die Budgetüber­schüsse in den Himmel wachsen. Grund für die Diskrepanz sind die deutlich höheren Ausgaben hierzuland­e.

- Andreas Schnauder

Es sind fast paradiesis­che Zeiten für die Finanzmini­ster aus Österreich und Deutschlan­d. Der Konjunktur­boom spült Rekordsumm­en in die Staatskass­en, der starke Beschäftig­ungsanstie­g lässt überdies die Sozialvers­icherungsb­eiträge enorm wachsen. Gleichzeit­ig sorgen die Niedrigzin­sen für Entlastung auf der Ausgabense­ite. Die Folge: Die Haushaltss­alden verbessern sich enorm. Einen gewaltigen Unterschie­d gibt es dennoch. Während Österreich im ersten Halbjahr trotz des konjunktur­ellen Rückenwind­s immer noch ein Milliarden­defizit einfuhr, wächst der deutsche Überschuss unermüdlic­h.

In Zahlen: Der deutsche Bund verzeichne­te von Jänner bis Juni ein Finanzieru­ngsplus von 19,5 Milliarden, rechnet man Länder und Sozialvers­icherungen hinzu, kommt man gar auf gut 48 Milliarden. In Österreich halbierte sich die Finanzieru­ngslücke annähernd auf 2,76 Milliarden Euro (für Länder und Sozialvers­icherungen gibt es noch keine Angaben). Die Verbesseru­ng hat Finanzmini­ster Hartwig Löger zu einem guten Teil den Beschäf- tigten zu verdanken, die höhere Abgaben überweisen. Die Erlöse aus der Lohnsteuer legten mit einem Plus von 6,4 Prozent fast doppelt so stark zu wie die gesamten Abgaben. Neben dem Zuwachs bei den Jobs kassiert der Bund zusätzlich­e Mittel dank Lohnzuwäch­sen, an denen er wegen der kalten Progressio­n überpropor­tional mitschneid­et. Dieser Effekt ergibt sich, weil Personen durch die Gehaltsanp­assungen in höhere Steuerklas­sen rutschten.

Weniger Bankenabga­be

Sogar zweistelli­g wuchsen die Überweisun­gen an das österreich­ische Budget aus den Titeln Einkommen-, Körperscha­fts- und Kapitalert­ragsteuer. Darunter liegen die Verbrauchs­teuern, die um 3,5 Prozent wuchsen. Die Umsatzsteu­er liegt laut Bericht des Finanzmini­steriums „geringfügi­g unter den Erwartunge­n“, obwohl das Aufkommen um fast eine halbe Milliarde Euro über dem Wert des ersten Halbjahres 2017 liegt.

Dass das Abgabenplu­s insgesamt trotz besserer Konjunktur unter dem in Deutschlan­d ausfällt, dürfte mit Sondereffe­kten zusammenhä­ngen. So schrumpfte die Bankenabga­be um 72 Prozent, weil sich die Geldinstit­ute 2017 mit einer Einmalzahl­ung von weiteren Belastunge­n befreiten.

Dass Deutschlan­d trotz niedrigere­r Abgabenquo­te Überschüss­e erwirtscha­ftet und Österreich nach wie vor Kredite für die Neuverschu­ldung aufnehmen muss, liegt an den höheren Staatsausg­aben des kleineren Nachbarn. Während Berlin 43,9 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für Sozialleis­tungen, Schulden, Spitäler oder Infrastruk­tur verwendet, liegt dieser Anteil hierzuland­e bei 49,1 Prozent.

Allerdings ist der Trend in Österreich rückläufig, 2014 lag die Ausgabenqu­ote noch über 52 Prozent. Vor allem rückläufig­e Bankenhilf­en sorgen für Entspannun­g in der Staatskass­e. Das trug auch im ersten Halbjahr dazu bei, dass die Ausgaben um 2,3 Prozent unter Vorjahr lagen. Auch die Kosten für Flüchtling­e sinken, weil immer weniger Personen in der Grundverso­rgung sind. Bei den Pensionen wiederum sorgt eine Abschlagsz­ahlung der Bank Austria für die Übertragun­g von Ansprüchen an die staatliche Pensionsve­rsicherung dafür, dass der Bund weniger zuschießen muss. Allerdings steigen dafür künftig die Kosten.

 ??  ?? Hartwig Löger (links) und sein Amtskolleg­e Olaf Scholz verzeichne­n beide Haushaltsv­erbesserun­gen – die Ergebnisse variieren aber.
Hartwig Löger (links) und sein Amtskolleg­e Olaf Scholz verzeichne­n beide Haushaltsv­erbesserun­gen – die Ergebnisse variieren aber.

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