Der Standard

Tyrannei des 100-jährigen Tennistrio­s

Es ist nur schwer vorstellba­r, dass nicht einer aus dem Trio Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic die heute beginnende­n US Open im Tennis gewinnt. Dominic Thiem ist nach schwierige­n Wochen vor allem froh, gesund in New York antreten zu können.

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Im vierten Spiel nach elf Uhr Ortszeit, also am späten mitteleuro­päischen Abend nimmt Dominic Thiem heute seine fünften US Open in Angriff. Auf Platz zehn stellt sich Mirza Bašić zwischen Österreich­s Nummer eins und die Runde der letzten 64 in Flushing Meadows.

Gegen den 27-jährigen Bosnier aus Sarajewo hat Thiem noch nie gespielt. Die Kluft zwischen der Nummer neun und der Nummer 81 der Welt sollte normalerwe­ise nicht zu überbrücke­n sein, doch Thiem schätzt keinen Gegner gering, schon gar nicht nach den vergangene­n Wochen mit den Auftaktnie­derlagen in Kitzbühel und Toronto sowie der krankheits­bedingten Absage für Cincinnati. „Mir ist es generell nicht gut gegangen. Ich hatte den Virus und Fieber und zum ersten Mal eine Harnwegsin­fektion. Das Immunsyste­m war komplett zerstört“, sagte der 24-Jährige nach problemlos­en Trainings in New York. Eine knappe Woche Pause habe ihn wiederherg­estellt.

Thiem will im letzten GrandSlam-Turnier des Jahres die Kehrtwende schaffen, nachdem er seit dem Finale bei den French Open „kein einziges Turnier gescheit gespielt“habe. „Wenn nicht, dann falle ich raus aus den Top Ten.“In New York ist ein Achtelfina­le zu verteidige­n, insgesamt hat Thiem in drei seiner bisher vier US Open die Runde der letzten 16 erreicht.

Im Vorjahr ereignete sich die schmerzhaf­te Fünf-Satz-Niederlage nach 2:0-Führung und späteren zwei Matchbälle­n gegen den lange Zeit schwer angeschlag­en wirkenden Argentinie­r Juan Martin del Potro.

Der hatte sich im Endspiel dann Rafael Nadal geschlagen geben müssen. Der Spanier führt erneut die Liste der Favoriten an, gefolgt vom Schweizer Roger Federer und vom Serben Novak Djokovic. Dieses Trio hat zusammen 50 Grand-Slam-Turniere gewonnen. Seit Federers erstem einschlägi­gem Erfolg 2003 in Wimbledon gingen nur elf von 60 Turnieren auf dieser Ebene an andere Spieler, darunter jeweils drei an den Schweizer Stan Wawrinka und den Briten Andy Murray, die auf dem Weg zurück sind.

Die Dominanz des hundertjäh­rigen Trios ist derart erdrückend, dass sich Federer in seiner Rolle als Tennisbots­chafter schon genötigt sieht, dem Nachwuchs für New York Mut zuzusprech­en. „Es sieht aus, als sei die neue Generation mehr denn je auf dem Weg nach oben“, sagte er, die Talente müssten zwar noch den nächsten Schritt gehen, „aber sie klopfen definitiv an die Tür“. Vor allem der Deutsche Alexander Zverev werde, sagt Federer, „unglaublic­h viel Erfolg haben“– egal ob mit oder ohne Trainer Ivan Lendl.

Auch Murray sagt, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die sogenannte und von der ATP profession­ell vermarktet­e „Next Gen“den Durchbruch schafft. Zu der wird auch noch Thiem gezählt.

Nadal (32) bereitete sich nach seinem Masterssie­g in Toronto jedenfalls gezielt auf die US Open vor, Wimbledons­ieger Djokovic (31) setzte seinen Lauf mit dem Erfolg in Cincinnati fort. Und Federer? In beinahe biblischem Tennisalte­r von 37 Jahren kam er nach seiner wochenlang­en Sommerpaus­e in Cincinnati aus dem Stand ins Finale. (APA, sid, lü)

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Foto: APA/Expa/Groder Dominic Thiem spielt in New York um eine Kehrtwende.

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