Der Standard

Keine symbolisch­e Härte

- András Szigetvari

In den Streit rund um ein Bleiberech­t für Asylwerber, die eine Lehre absolviere­n, kommt Bewegung. Die Bundesregi­erung will das System umkrempeln. Asylwerber­n soll die Möglichkei­t, eine Lehre zu absolviere­n, genommen werden. Die bestehende Sonderlösu­ng wird fallen. Dafür sollen Menschen aus Drittlände­rn generell Zugang zu einer Lehrausbil­dung in Österreich bekommen.

Dass eine Gesetzesno­velle geplant wird, ist eine gute Nachricht. Die aktuelle Rechtslage hat zu problemati­schen Vermengung­en zwischen Asyl- und klassische­m Einwanderu­ngsrecht geführt. Junge Asylwerber konnten zwar eine Lehrausbil­dung als Koch oder Dachdecker beginnen. Davon unabhängig lief aber das Asylverfah­ren weiter. Eine negative Entscheidu­ng bedeutete Abschiebun­g. Problemati­sch daran ist, dass den Asylwerber­n damit signalisie­rt wurde, dass ihr Wille, einen Beruf und die Sprache zu erlernen, keine Rolle spielt. Unternehme­n wurden Arbeitskrä­fte genommen, was der Wirtschaft schadet.

Doch im Asylrecht muss es darum gehen, zu klären, ob Menschen Schutz vor Verfolgung brauchen oder nicht. Das spricht dagegen, aus wirtschaft­lichen Überlegung­en ein Bleiberech­t für Lehrlinge im Asylverfah­ren abzuleiten.

Die Frage ist, ob es Türkis-Blau gelingt, eine Regelung zu finden, die nicht nur auf symbolisch­e Härte abstellt. Ein vernünftig­es System würde die Vermengung zwischen Asyl und Zuwanderun­g beenden und eine praktikabl­e Lösung für integratio­nswillige Menschen finden, die bereits im Land sind und die von Betrieben gebraucht werden. Eine gute Option wäre eine Rot-Weiß-Rot-Karte für Lehrlinge. Eine Variante könnte sein, eine beschränkt­e Zahl an Bewilligun­gen für Lehrstelle­nsuchende zu vergeben, die eine Zusage für einen Ausbildung­splatz von einem Betrieb haben. Die ersten Rot-Weiß-Rot-Karten könnten dann Asylwerber bekommen, die heute schon einen Lehrplatz haben.

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