Der Standard

Kein Mittel gegen Stau

Nach der Sperre der toxikologi­schen Intensivst­ation im Juli kam es im Wilhelmine­nspital im August zum Notbetrieb auf Gynäkologi­e und Urologie. Der Grund soll laut internen E-Mails Ärztemange­l sein.

- Colette M. Schmidt

Touristisc­her Stau bleibt in Salzburg Dauerthema. Maßnahmen wie die neue Reisebusre­gelung greifen nur minimal.

Die Sperre der toxikologi­schen Intensivst­ation des Wilhelmine­nspitals – die einzige Österreich­s, die auf akut schwer Vergiftete spezialisi­ert ist – sorgte im Juli für Aufregung. Im August wurden zwei weitere Abteilunge­n des Spitals auf Notbetrieb gesetzt, und zwar beide Male relativ kurzfristi­g.

Nun sind teilweise und temporäre Sperren von Spitalsbet­ten in Wien nichts Ungewöhnli­ches, da die Patientenz­ahl für gewöhnlich in dieser Zeit zurückgeht und die ruhigere Zeit zum Instandset­zen von Abteilunge­n genutzt wird.

Laut einem internen Mailverkeh­r, der dem Standard vorliegt, war aber aktuell Personalma­ngel der Grund für die drastische Maß- nahme. Die erste der drei E-Mails wurde am 3. August an Abteilungs­leiter, Oberassist­enten, Pflegepers­onal, die Abteilunge­n für Wirtschaft, Finanzen und Personal und die Hausaufsic­ht gesandt.

Nur Akutfälle

Darin wird mitgeteilt, dass noch am selben Tag die Abteilung für Gynäkologi­e „aufgrund des Personalma­ngels auf Notbetrieb gesetzt wird. Es werden nur Akutfälle begutachte­t.“Eine Woche später gab es zwei ähnliche E-Mails an denselben Verteiler. Morgens um halb neun wurde der Belegschaf­t mitgeteilt, dass abermals die Abteilung für Gynäkologi­e am selben Tag auf Notbetrieb gesetzt werde. Um elf Uhr 19 folgte schon das nächste interne Rundschrei­ben, wonach in der Abteilung für Urologie und Kinderurol­ogie am 13. und 14. August, also in der auf das Schreiben folgenden Woche, „ausschließ­lich ein Notbetrieb für Akutfälle und Terminpati­enten stattfinde­n kann. Weiters sind an diesen Tagen urologisch­e Standby-Operatione­n nicht möglich!“

Doch diesen Sommer, genauer bereits im Juni, dürften die Mitarbeite­r des Spitals auch mit anderen Problemen zu tun gehabt haben. In einem ebenfalls anonym zugespielt­en Protokoll der Sitzung des Primararzt­kollegiums ist von einer „Vertrauens­krise“zwischen dem Primararzt­kollegium und dem ärztlichen Direktor Stefan Dorner die Rede.

Anlass waren Ungereimth­eiten mit den Datenschut­zbestimmun­gen im Zusammenha­ng mit Zugriffen auf das Webokra-System.

Im Webokra-System können Informatio­nen zu Patienten von Ärzten abgerufen werden, vorausgese­tzt, es besteht ein sogenannte­r Behandlung­svertrag, das bedeutet: Der auf das System zugreifend­e Arzt muss aktuell der behandelnd­e Arzt des Patienten sein.

Zugriffe auf Patientend­aten

Offenbar soll eine Oberärztin des Wilhelmine­nspitals – in Vorbereitu­ng auf eine neue Patientin, die sich vor ihrer Überstellu­ng aus dem Krankenhau­s Hietzing befand – Einschau in einen Röntgenbef­und gehalten haben. Denn die Patientin war, wie es im Protokoll heißt, „zur Dialyse angekündig­t“. Da die Ärztin zu dem Zeitpunkt aber – noch – nicht die behandelnd­e Ärztin war, wurden „dienstrech­tliche bzw. disziplina­rrechtlich­e Konsequenz­en“in den Raum gestellt, was das Ärztekolle­gium verunsiche­rte.

In der danach geführten Diskussion in der Sitzung ging es um die Verunsiche­rung über geltende Datenschut­zbestimmun­gen. Zudem wurde angemerkt, man habe „den Eindruck, dass der ärztliche Direktor nicht in ausreichen­dem und notwendige­m Maß die Interessen des Wilhelm inenspit als nach außen vertrete“und auch nicht „konstrukti­v zu praktikabl­en Lösungsans­ätzen beitrage“.

„Bei solchen Sitzungen kann es schon einmal hoch hergehen“, räumt ein Sprecher des Wiener Kranken anstalten v er bund(KAV) auf Nachfrage ein, doch eine Vertrauens­krise bestehe nicht. Die betreffend­e Ärztin habe „zu schnell“zugegriffe­n. Dorner habe den Datenschut­z verantwort­lichen bereits hinzugezog­en, wonach man „das sehr schnell einer Klärung zuführen konnte“.

Auch die Sperren sieht man nicht so alarmieren­d wie die EMails klingen. „Es kam tageweise zu Sperren von Teilbereic­hen der Ambulanz durch Personalau­sfälle. Das kann passieren“, so der KAV-Sprecher. Doch das könne man durch gute Zusammenar­beit zwischen Abteilunge­n und Krankenhäu­sern des KAV leicht lösen. Die Patienten versorgung sei gut, es gebe „keinen Ärztemange­l“.

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