Der Standard

Kurz: Wichtigste­s Ziel im EU-Vorsitz ist die Stärkung des Miteinande­rs

Bundeskanz­ler nennt seine Prioritäte­n für Herbstarbe­it: Fortschrit­te bei Migration und Brexit, Festigung der Rechtsstaa­tlichkeit

- Thomas Mayer

Alpbach – Bei allen Problemen, mit denen die EU durch die geopolitis­chen Herausford­erungen und den digitalen Wandel zu kämpfen hat, gebe es doch einigen Grund für ein europäisch­es Selbstbewu­sstsein, meint Sebastian Kurz. Die EU sei insgesamt ein Erfolgsmod­ell. Man müsse nun die Fundamente „ohne eitlen nationalen Stolz, mit Dankbarkei­t für das Geleistete und Verantwort­ungsbewuss­tsein“bewahren, sie zum Positiven weiterentw­ickeln.

Mit diesem Grundbeken­ntnis will der österreich­ische Regierungs­chef, der seit 1. Juli das Amt des EU-Ratspräsid­enten innehat, in die Herbstarbe­it gehen, wie er bei einem Auftritt beim Forum Alpbach am Montag sagte. Dort skizzierte er in einer Rede auch die Prioritäte­n, die seine Regierung für Europa bis Ende Dezember setzen möchte.

Grundsätzl­ich müsse es darum gehen, Demokratie, Rechtsstaa­tlichkeit und die Grundwerte zu stärken, erklärte er am Abend, ohne konkrete Fälle zu nennen, wo dies in Zweifel stehe.

Da die EU-Kommission gegen Polen ein Verfahren wegen Verletzung der Rechtsstaa­tlichkeit eingeleite­t hat, könnte dieses einer der heiklen Punkte des österreich­ischen Vorsitzes werden. Die Fraktionen im Europäisch­en Parlament hatten im Juli angekündig­t, im September eine Initiative zum formellen Start des Verfahrens zum Entzug der Stimmrecht­e im Ministerra­t gegen Polen zu setzen. Dies müsste dann auf Rats- ebene behandelt werden. Ungarn hat aber bereits mit einem Veto für diesen Fall gedroht.

Als weitere wichtige Priorität nannte der Kanzler den Ausbau der Sicherheit in der EU in einem umfassende­n Sinn, sei es durch mehr Kooperatio­n bei der militärisc­hen Zusammenar­beit, sei es beim Schutz der EU-Außengrenz­en. Dies ist auch in Zusammenha­ng mit dem für 20. September angesetzte­n informelle­n EUGipfel der Staats- und Regierungs­chefs in Salzburg zu sehen, bei dem das Thema Migration – neben dem Brexit – im Mittelpunk­t stehen wird. Dabei erwartet sich die Regierung „weitere Fortschrit­te“, so wie auch bei den Verhandlun­gen über den EU-Austritt Großbritan­niens, den Brexit. Konkrete Beschlüsse dazu wird es aber erst mit Jahresende geben.

Die dritte von Kurz genannte Priorität ist „das Vertiefen der Subsidiari­tät“, mehr Effizienz in der EU-Politik, ein Abbau von zu viel Regulierun­g, eine Konzentrat­ion auf die großen politische­n Fragen, die besser auf Gemeinscha­ftsebene als auf nationaler Ebene gelöst werden könnten.

Abgesehen von diesen inhaltlich­en Schwerpunk­ten nannte der Kanzler das Ziel, das „Gegeneinan­der“der EU-Staaten abzubauen. Es müsse dringend ein anderer, vertrauens­vollerer Umgang miteinande­r gefunden werden. Die Gräben zwischen den Staaten müssten zugeschütt­et werden, damit politische Lösungen gefunden werden könnten. Alle Kraft müsse in die Zukunft gesteckt werden. Gastkommen­tar S. 23 , Kommentar S. 24

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Foto: APA / Barbara Gindl Zeigt, wo es langgehen soll: Bundeskanz­ler Sebastian Kurz.

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