Der Standard

Zeit für klare Worte

- Birgit Baumann

Schon wieder Sachsen. Es ist nicht einmal mehr ein Ausruf des Schreckens, sondern bloß noch eine Feststellu­ng. Erneut rückte das ostdeutsch­e Bundesland durch einen Aufmarsch Rechtsextr­emer in den Fokus. Diesmal war Chemnitz betroffen, wo sogar das Fest zum 875. Geburtstag der Stadt abgebroche­n werden musste.

Während die Bundesregi­erung in Berlin kurz darauf die Hetzjagd verurteilt­e und erklärte, dass für derlei in Deutschlan­d kein Platz sei, war vom sächsische­n Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer (CDU) nicht so rasch etwas zu hören. Erst vor wenigen Tagen hatte er sich vor jene Polizisten gestellt, die während einer Pegida-Demo Journalist­en des ZDF 45 Minuten lang kontrollie­rt hatten.

Wer an Sachsen denkt, dem fallen auch noch rasch Heidenau, Clausnitz und Freital ein, wo ebenfalls der rechte Mob wütete – und immer weniger touristisc­he Höhepunkte wie die Semperoper in Dresden oder die Basteifels­en.

Die Sachsen seien „immun“gegen Rechtsradi­kalismus, hat der frühere Ministerpr­äsident Kurt Biedenkopf einmal gesagt. Offenbar gilt das heute – trotz ebenso ausreichen­der wie bedauerlic­her Gegenbewei­se – in der CDU immer noch. Der „Feind“wird links gesehen, nicht rechts.

Dass in diesem Klima das rechte Spektrum immer stärker wird, verwundert nicht. Es wäre jetzt Zeit für klare Worte aus der sächsische­n CDU. Schweigen und sich ducken – aus Angst vor der AfD – ist ein falscher und schändlich­er Weg.

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