Der Standard

Ende des Wegschauen­s

- Manuel Escher

Die Liste an Grausamkei­ten gegen die muslimisch­e Minderheit der Rohingya in Myanmar (Burma), die Uno-Ermittler vorgelegt haben, lässt kaum einen vorstellba­ren Punkt aus. Sie führt willkürlic­he Tötungen, Massenverg­ewaltigung­en, sexuelle Sklaverei, das Niederbren­nen von Dörfern und Verbrechen gegen Kinder auf. Sie benennt auch jene, die dahinter stehen: fünf Generäle, Oberbefehl­shaber Min Aung Hlain, der die Militärakt­ion „Lösung des Bengalenpr­oblems“nannte, und die Armee insgesamt. Die Regierung habe dem nichts entgegenge­setzt.

Das alles mag erschütter­nd sein, neu ist es aber nicht. Weder das Kabinett in Naypyidaw noch die Armee haben sich große Mühe gegeben, ihre Aktionen im Jahr 2017 zu verschleie­rn. Zwar sprach das offizielle Myanmar von Militärakt­ionen gegen Terroriste­n – doch niemand wird ernsthaft geglaubt haben, damit die Vertreibun­g von hunderttau­senden Menschen, die stets unbestreit­bar war, rechtferti­gen zu können. Die Botschaft, die das Land aussendet, war daher immer klar: Rohingya wollen wir hier nicht, und sie sollen auch nicht versuchen, wieder zurückzuke­hren.

Der Westen hat bisher viel zu wenig reagiert. Die USA und die EU haben vereinzelt­e Sanktionen erlassen, wirklich spürbar ist vieles davon aber nicht. Aber auch wenn nicht klar ist, ob Myanmars Regierung sich davon beeindruck­en ließe: Nach dem UN-Report, der nun klar und deutlich Genozidabs­icht bestätigt, sind beide gefordert, mehr zu tun.

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