Der Standard

Ostukraini­scher Separatist­enchef Sachartsch­enko bei Anschlag getötet

Moskau beschuldig­t Kiew, hinter Sprengstof­fattentat auf den Anführer der „Donezker Volksrepub­lik“zu stehen

- André Ballin aus Moskau

Separatist­enführer Alexander Sachartsch­enko ist tot. Am Freitagabe­nd kam er bei einem Sprengstof­fanschlag im Café Separ (Kurzform von Separatist) ums Leben. Das Café liegt im Zentrum der Großstadt Donezk, wenige Hundert Meter von der Residenz Sachartsch­enkos entfernt.

Die Bombe ging um 17.30 Uhr Ortszeit hoch, der 42-Jährige verstarb „am Tatort an den Folgen der bei der Explosion erlittenen Schädelver­letzung“, teilte ein Sprecher der Sicherheit­sorgane mit. Neben dem „Präsidente­n“der von prorussisc­hen Rebellen ausgerufen­en „Donezker Volksrepub­lik“(DVR) wurden drei weitere Personen verletzt, darunter mit Alexan- der Trofimow zumindest ein weiterer hochrangig­er Milizenfüh­rer.

Die Polizei berichtete bereits weniger als eine Stunde nach der Tat von der Festnahme von Verdächtig­en. Unter den mutmaßlich­en Tätern seien auch „Bürger der Ukraine“, betonte das Ministeriu­m. „Das ist eine weitere Aggression vonseiten Kiews“, erklärte der Chefunterh­ändler der DVR Denis Puschilin. Medienberi­chten zufolge könnte allerdings auch ein Leibwächte­r Sachartsch­enkos einer der Organisato­ren des Anschlags sein. Er werde seit dem Attentat vermisst, heißt es.

Die Kiewer Spur wird indirekt auch vom ukrainisch­en Geheimdien­st SBU bezeugt, der kryptisch den Tod Sachartsch­enkos bestätigte und versprach, weitere Infor- mationen zu den Umständen „zu gegebener Zeit“herauszuge­ben.

Vor Sachartsch­enko wurden bereits die Milizenfüh­rer Giwi und Motorola von ukrainisch­en Sabotagetr­upps liquidiert.

Moskau spricht von Terror

Die Sprecherin des russischen Außenminis­teriums, Maria Sacharowa, erhob schwere Vorwürfe gegen Kiew: „Anstatt das Minsker Abkommen zu erfüllen und nach Wegen zur Lösung des inneren Konflikts zu suchen, verwirklic­ht die Kiewer Kriegspart­ei ein Terrorszen­ario und verschärft die ohnehin angespannt­e Lage in der Region“, sagte sie.

Der Chef des Außenaussc­husses im Föderation­srat, Konstantin Kossatscho­w, äußerte die Be- fürchtung, der Tod Sachartsch­enkos werde die Umsetzung des Minsker Abkommens weiter erschweren. Sachartsch­enko galt als Hardliner, hatte sich mehrfach für die Abspaltung des Donbass-Gebiets, das er auf militärisc­hem Wege noch vergrößern wollte, von der Ukraine ausgesproc­hen.

Anderersei­ts ließ er sich zumindest von Moskau lenken und rückte auf Druck aus dem Kreml von einigen Positionen wieder ab.

Der in Donezk geborene Sachartsch­enko war seit Sommer 2014 der starke Mann der DVR, nachdem die russischen Anführer des prorussisc­hen Aufstands, Igor Girkin, Alexander Borodai und Marat Baschirow (Letzterer in Luhansk), wieder nach Russland zurückbeor­dert wurden.

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Foto: Reuters / Maxim Zmeyev Alexander Sachartsch­enko fiel einem Anschlag zum Opfer.

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