Der Standard

Schöner Wohnen mit Irrsinn

- Birgit Baumann

Ist doch fein, wenn man einmal rauskommt. Beschwingt lässt Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) am Sonntag im Tatort Kiel hinter sich und begibt sich auf eine Landpartie. Ziel ist das prächtige Herrenhaus eines alten Freundes.

Dort stimmt beim Interieur vom edlen Glas bis zur Wanddeko jedes Detail, aber weil die Folge Borowski und das Haus der Geister heißt, flüstert die Dame des Hauses dem Gast alsbald verzweifel­t zu: „Dieses Haus will mich umbringen.“

Da muss Borowski natürlich ein wenig länger bleiben, zumal er sich in der Schuld der beiden halbwüchsi­gen Töchter fühlt. Vor vier Jahren verschwand ihre Mutter, und er hat sich seither nicht mehr gekümmert.

Außerdem ist er der Meinung, sein Kumpel habe mit dem Verschwind­en etwas zu tun. Allein es fehlen die Beweise. Umso mehr wirft sich Borowski ins Zeug, um jetzt der zweiten Frau zu helfen.

Unschwer zu erraten, dass ihm das gelingt. Doch bis dahin ist der Weg steinig für die Zuseher. Dieser Tatort ist wie ein Mystery-Resteessen. Anschläge auf die Gastgeberi­n, ein von der Decke baumelnder Strick, eine düstere Familienge­schichte, man hat das alles schon einmal anderswo gesehen, inklusive bauschende­r Vorhänge und flackernde­r Kerzen.

Einen doppelten Lichtblick bietet Borowskis neue junge Partnerin Mila Sahin (Almila Bagriacik), die ihren Einstand gibt. Sie bringt Struktur in den vermeintli­chen Irrsinn im Herrenhaus und wirkt auch sonst recht patent.

In ihrem Büro hat sie einen Boxsack namens Hermann hängen. Vielleicht muss sie den einmal bearbeiten, weil ein Fall so knifflig und nervenraub­end ist. Im Haus der Geister war das leider nicht nötig. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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