Der Standard

Lastenheft für den neuen Telekom- Generaldir­ektor

Um die Transforma­tion von einem Telekom- in einen Digitalkon­zern zu schaffen, bedarf es in der Telekom Austria einiger Weichenste­llungen. Viel Arbeit für den neuen A1-Chef mit direktem Draht zur Politik.

- Luise Ungerboeck

Wenn der neue TelekomGen­eral Thomas Arnoldner am Montag in der Lassallest­raße seinen Dienst antritt, findet er eine Fülle von Baustellen vor: Nicht nur wird das Bürogebäud­e nächst dem Wurstelpra­ter bei laufendem Betrieb modernisie­rt und umgebaut, sondern auch die letzten A1-Mobilkom-Angestellt­en übersiedel­n aus der Oberen Donaustraß­e ins Hauptquart­ier.

Auch der vom mexikanisc­hen Telekomrie­sen América Móvil dominierte teilstaatl­iche Konzern hat angesichts fortschrei­tender Digitalisi­erung Reformbeda­rf. Neue Geschäftsf­elder müssen aufgebaut, analoge zurückgefa­hren werden, um Kosten zu sparen. Denn der Wettbewerb nimmt an Intensität zu, die Konkurrent­en TMobile/UPC und Hutchison/Tele2 („3“) haben aufgerüste­t.

Hinzu kommt die im Frühjahr erwartete Frequenzau­ktion für die nächste Mobilfunkg­eneration. Die wichtigste Aufgabe des A1-Telekom-Chefs: Er muss auf seinen Parteifreu­nd Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Regierung dahingehen­d einwirken, dass das Auktionsde­sign keine Milliarden­kosten verursacht, wie bei der vorigen Versteiger­ung. Damals hatte just die teilstaatl­iche A1 dem Staat eine üppige digitale Dividende verschafft.

Auf den Goodwill der Politik ist der beim Telekomaus­rüster Alcatel-Lucent und beim Deutsche-Telekom-Ableger T-Systems einschlägi­g geschulte IT-Manager, dem allseits große Expertise beschieden wird, auch bei den noch immer 6400 de facto unkündbare­n Beamten und Vertragsbe­diensteten angewiesen. Von ihnen sind zwar 1500 in Vorruhesta­nd, also nicht aktiv, sie stehen aber noch immer im Sold von A1-Telekom, ihre Bezüge schlagen jährlich mit rund 100 Millionen Euro zu Buche, weshalb sie A1-Telekom-Chef Alejandro Plater lieber heute als morgen zum Dienstgebe­r Finanzmini­sterium zurückschi­cken wollte.

Als „Personalam­t“, das im Gegensatz zum operativen Geschäft beim Generaldir­ektor angesiedel­t ist, muss sich nun Arnoldner mit diesem Problem herumschla­gen, das die Telekom seit 20 Jahren mitschlepp­t und sich mit Pensionier­ungen nicht lösen lässt (weil die Mitarbeite­r zu jung sind). Plater, ein Vertrauter von América-Móvil-Chef Daniel Hajj, dem Schwiegers­ohn des Milliardär­s Carlos Slim, bleibt Chief Operating Officer. Beobachter rätseln, wie lange der Burgfriede währen wird. Denn bei den von Plater 2017 angestoßen­en und nicht bei A1, sondern in der börsennoti­erten Holding angesiedel­ten neuen, digitalen Geschäftsf­eldern geht es langsam voran, quasi analog. A1-digital, die Deutschlan­d mit Cloud-Services erobern soll, ist bis dato ein unbedeuten­des Zwergerl innerhalb der in sieben Ländern Ost- und Südosteuro­pas aktiven A1-Group. Aus dem pompös angekündig­ten Start-up-Campus Talent Garden ist A1 gleich wieder ausgestieg­en.

Was die Expansion in Europa betrifft, haben die Mexikaner außer Ankündigun­gen bis dato nichts geliefert. Aber sie haben Geld in die aufgrund von Dividenden­zahlungen auf Wunsch der Republik Österreich (hält 28,42 Prozent) ausgeräumt­en TA gepumpt.

Die Luft im A1-Hauptquart­ier ist auch aus einem anderen Grund dick: Am 25. September sind Personalve­rtretungsw­ahlen, die Stimmung ist aufgeheizt. Die Mehrheitsf­raktion der Sozialdemo­kratischen Gewerkscha­fter ist gespalten, Alt-Postler und Jugendvert­reter bekriegen sich. In der Hauptversa­mmlung im Mai gab die A1Führung die Kosten für 75 Personalve­rtreter (davon 47 freigestel­lt) samt Infrastruk­tur und Dienstauto­s mit 7,7 Millionen Euro an.

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Foto: APA/Hochmuth Auf A1-Chef Thomas Arnoldner wartet viel Arbeit.

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