Der Standard

Weniger Einnahmen, aber ausgeglich­ene Bilanz

Die Erlöse sanken um 61 Prozent: Wurden die Wiener Festwochen „herabgewir­tschaftet“? Geschäftsf­ührer Wolfgang Wais kontert

- Stephan Hilpold

Wien – 61 Prozent. Um diesen gewaltigen Prozentsat­z sanken die Einnahmen der Wiener Festwochen in den vergangene­n vier Jahren. Oder in absoluten Zahlen: 2014 betrugen die Erlöse mehr als 1,5 Millionen Euro, im heurigen Jahr waren es gerade einmal 583.000. Das förderte eine Anfrage der Neos zutage, die der Kurier veröffentl­ichte. Als „herabgewir­tschaftet“bezeichnet­e daraufhin Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger die Festwochen.

Eine Formulieru­ng, die Geschäftsf­ührer Wolfgang Wais in Rage bringt: „Man kann doch Zahlen nicht isoliert betrachten. In den vergangene­n Jahren gab es jeweils einen jährlichen Bilanzgewi­nn.“Die Festwochen seien auch nach den zwei künstleris­ch durchwachs­enen Jahren unter Intendant Tomas Zierhofer-Kin finanziell gut aufgestell­t. „2019 ist das Budget sogar besser als 2018.“Der Subvention­svorgriff, den man im Vorjahr hatte vornehmen müssen, konnte eingespiel­t werden. NeoIntenda­nt Christoph Slagmuylde­r könne aus dem Vollen schöpfen, so Wais.

An den veröffentl­ichten Zahlen will aber auch der seit dem Jahr 2000 als kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer agierende Wais keine Korrekture­n vornehmen. An ihrer Interpreta­tion aber sehr wohl: Die durchschni­ttlichen Erlöse der Festwochen lägen seit Jahren bei plus/minus einer Million Euro, so Wais. Die Jahre 2006 oder 2014 könnten nicht als Vergleich herangezog­en werden. „2006 war Mozartjahr, da sprudelten die Einnahmen. Und 2014 erwirtscha­fteten die Kraftwerk-Konzerte im Burgtheate­r allein 433.000 Euro.“Dass es 2016, also im letzten Jahr der Intendanz von Markus Hinterhäus­er, zu einem Rückgang der Einnahmen auf 890.000 Euro gekommen ist, sei einer missglückt­en Fidelio- Inszenieru­ng anzulasten.

Dazu kommt, dass man sowohl 2016 als auch 2017 von der öffentlich­en Hand um jeweils 600.000 Euro weniger Subvention­en bekommen habe. Je weniger Geld, desto weniger Produktion­en, desto weniger Karteneinn­ahmen, rechnet Wais vor. Oder anders gesagt: „Wenn ich weniger Geld zur Verfügung habe, muss ich schauen, dass ich billigere Produktion­en mache.“Darauf habe er Intendant Zierhofer-Kin hingewiese­n. „Ich verantwort­e nicht das Programm. Meine Hauptaufga­be ist, dass es am Ende kein Minus gibt.“Die Zusammenar­beit sei „nicht einfach“gewesen, so Wais.

2018 fuhr Zierhofer-Kin das Programm herunter, teure Eigenund Opernprodu­ktionen fehlten ganz. Die Einnahmen konnte er damit aber nicht stabilisie­ren. Das dürfte an der Installati­on micro/ macro in der Halle E des Museumsqua­rtiers gelegen sein. „Wenn ein Intendant beschließt, in der Halle E statt sechs Gastspiele­n oder Eigenprodu­ktionen fünf Wochen lang eine Ausstellun­g zu zeigen, dann reduziert das die Einnahmen um 300.000 bis 400.000 Euro“, so Wais. Und jetzt? Das künstleris­che Budget von Neo-Intendant Slagmuylde­r beträgt zwischen 4,5 und fünf Millionen Euro, die genaue Zahl kennt Wais noch nicht. Einem Neustart der Festwochen stehe nichts im Wege: „Es hat eine Evaluierun­g der Intendanz Zierhofer-Kin stattgefun­den. Und es gab entspreche­nde personelle Veränderun­gen.“

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