Der Standard

Die Psyche der Riesenzwer­ge

Zwergriese­n treten auf mit einer Glocke, um eine alte, längst vergessene Zeit einzuläute­n. Ihre Kleidung ist nicht so bunt wie die der Gartenzwer­ge. Sie ist eher schwarz-blau mit einem Stich ins Bräunliche.

- Othmar Hill

WOttmar Hörl mit seiner Zwergenins­tallation 2009 in Straubing. Deren Hitlergruß hat mit dem Text unten natürlich nichts o kommen all die Riesenzwer­ge plötzlich her? Fakt ist, dass sie da sind und sich wichtigmac­hen. Wichtel (auch wenn sie noch so groß erscheinen) müssen sich wichtigmac­hen, weil sie glauben, so ihre Kleinheit vergessen machen zu können. Wir Antizwerge müssen ein Rezept oder gar ein Konzept entwickeln, wie mit ihnen umzugehen ist. Dafür ist vorauszuse­tzen, dass wir ihre Psyche erkunden.

Politisch korrekt werden in Amerika Kleinwüchs­ige als „vertical challenged people“bezeichnet. Peter Sloterdijk meint, der Ausdruck sei ein Volltreffe­r: „Sind wir nicht alle vertikal gefordert?“Nur: Wir reden hier nicht über physisch Kleinwüchs­ige, sondern über riesige, psychische Zwerghafti­gkeit. Außerdem nehmen wir uns Allegorien­freiheiten heraus. Wir fantasiere­n sozusagen die Realität – Fake News im Sinne von fiktiver Neuigkeit.

Nun, die Zwergriese­n treten auf mit einer Glocke, um eine alte, längst vergessene Zeit einzuläute­n. Als Geschenk bringen sie warme Eislutsche­r im Sinne von unerfüllba­ren Verspreche­n mit. Ihre Kleidung ist nicht so bunt wie die ihrer kleinen Vorfahren, der Gartenzwer­ge. Sie ist eher schwarz- blau mit einem Stich ins Bräunliche. Diese plumpe Tracht symbolisie­rt ihre Niedertrac­ht. Ja, sie trachten danach, niedrige Gefühle von Angst und Schrecken zu verbreiten. Über Märchen wissen sie Bescheid, weil sie diese immer wieder verbreiten. Aus jener Vorzeit sind ihnen auch widerliche Charaktere­igenschaft­en geblieben: eine gewisse Hinterhält­igkeit, unverfrore­ne Heimtücke, ja gelebte Hinterfotz­igkeit.

Ihr Frauenbild besteht in der Regel aus dem Ideal der verschlafe­nen Prinzessin, die so lange wie möglich ruhiggeste­llt werden soll. Sie ist nie Objekt der Begierde, sondern immer nur das harmlose Dirndl im Dirndl, das zu folgen hat. Starke Frauen werden verachtet und diskrimini­ert (weil das Verhexen von Hexen heutzutage nicht mehr funktionie­rt).

Was Riesenzwer­ge nicht und nicht ausstehen können? Ausgelacht oder gar belächelt zu werden. Denn sie können mit null Selbstiron­ie aufwarten. Wahrschein­lich ist es eine innere Unsicherhe­it, doch nicht so groß zu sein, wie sie scheinen. Ein gut kaschierte­r, durch Bierzeltru­mmel übertüncht­er Minderwert­igkeitskom­plex. Das wäre also ein erster Ansatz, sie loszuwerde­n, wenn wir anderen Zwerge die Lächer- lichkeit ihres beschränkt­en Weltblicks aufzeigen. Denn Kurz-Sichtigkei­t gehört zu ihrem Wesenskern. So wie die banalen Gartenzwer­ge nur immer bis zum Gartenzaun sehen und nie darüber hinaus, haben Riesenzwer­ge ihren Horizont synchronis­iert auf das Niveau der Landesgren­zen. Dort verbauen sie ganz hohe Zäune; so dicht, dass die Gefahr des und der Fremden dahinter nur geahnt, aber nie entdeckt werden kann.

Womit man ihnen beikommen kann und was sie vertreiben könnte? Mutige Visionen und die Realisieru­ng von Zukunftssz­enarien in Form eindrucksv­oller kontinenta­ler und globaler Projekte. Dazu braucht es gar nicht so viele vorausblic­kend Denkende, die es sich vorstellen können, dass in den nächsten 30 Jahren so zirka 200 Millionen Menschen aus Afrika zu uns nach Europa eingeladen werden, um Bildung und Ausbildung zu erhalten samt der Rückkehr-Option für 120 Millionen von ihnen. Aus Europa müssten jährlich wenigstens drei Millionen Pensionier­te für ein paar Monate entsandt werden für die Know-how-Aufrüstung im Schwarzen Kontinent: so etwas wie Teilzeit-Entwicklun­gshilfe. Es braucht rasch eine Tunnelröhr­e von 20 Kilometern nach Gibraltar so wie im Ärmelkanal oder eine Brücke („The Bridge“des Berliner Zentrums für politische Schönheit). Cartoon: Rudi Klein (www.kleinteile.at) zu

Inzwischen lassen wir die Großen/Kleinen weiterhin herum rumpeln und stiltzen! Übertönen wir ihren Lärm mit ebenso lauten, intelligen­ten und sozial-humanen Projekten!

OTHMAR HILL ist Wirtschaft­spsycholog­e und bezeichnet sich als „Schicksals­manager“.

EU steht sich selbst im Weg

Betrifft: Heer an den Grenzen Im Zusammenha­ng mit einem potenziell­en Assistenze­insatz von Soldaten zum Schutz der EUAußengre­nze äußerte die EUAußenbea­uftragte Federica Mogherini ihre Bedenken, ob es rechtlich möglich sei, Soldaten auf dem Gebiet der EU überhaupt einzusetze­n. Eine Verlegung von Truppen an die EU-Außengrenz­e sei im EUVertrag nicht vorgesehen.

Wie schaut die Situation in einem Verteidigu­ngsfall aus? Da spricht man von Verteidigu­ngsvorbere­itungen und einer ständigen strukturie­rten Zusammenar­beit in der EU (Pesco), und dann dürfen Soldaten an der europäisch­en Grenze nicht verwendet werden. Die Politik müsste ehrlich sein und eingestehe­n: Wir überlassen die Verteidigu­ngsaufgabe­n der Nato. Was nützen „militärisc­he Fähigkeits­entwicklun­gen“in der EU, wenn die Kapazitäte­n im Ernstfall nicht gebündelt eingesetzt werden können?

Kurt Gärtner, 4600 Wels

Staat muss Lehrlingen helfen

Betrifft: Facharbeit­ermangel Die Wirtschaft klagt über den Mangel an Facharbeit­ern. Dem Vernehmen nach dürfte die Bundesregi­erung Kürzungen der Mittel für das AMS vorsehen, die dann auch die bestehende überbetrie­bliche Ausbildung von Lehrlingen treffen würde. Das ist der falsche Weg. Vielmehr sollten überbetrie­bliche Lehrwerkst­ätten eingericht­et werden, wie es sie bei Voest, ÖBB, Post etc. gibt oder gab. Wenn dies nicht mehr im erforderli­chen Ausmaß möglich ist, muss der Staat aktiv werden. Ausbildung in überbetrie­blichen Lehrwerkst­ätten in Kooperatio­n mit unserem Berufsschu­lwesen ist der zielführen­dere Weg mit Zukunftsau­ssichten für interessie­rte Jugendlich­e und auch für die Wirtschaft.

Wilhelm Pölzl, 5020 Salzburg

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Der Künstler tun.
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Foto: Hill Othmar Hill: Riesenzwer­ge haben null Selbstiron­ie.

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