Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Die Krisenkolu­mne Wann macht Kurz den Mund auf? Lamento eines urlaubende­n Kolumniste­n.

- Von Christoph Winder

Der Krisenkolu­mnist meldet sich ab, weil er Urlaub nimmt, allerdings blutenden Herzens. Es ist eine Pein, wenn man darauf verzichten muss, die Steilvorla­gen unserer Regierung zu bearbeiten. Und wer weiß, ob das Land bei meiner Rückkehr noch zu erkennen sein wird? Wird es noch Staatsanwä­lte und Nachrichte­ndienste geben? Hoffentlic­h nicht. Wer braucht denn schon diesen ganzen Mist, wir haben doch die Alleskönne­r Moser und Kickl, die mit ihrem staatsmänn­ischen Verantwort­ungssinn das Kind im Alleingang schaukeln wie nix.

Was Türkis-Blau vorschwebt, ist offenbar die Umwandlung Österreich­s in eine Russlandko­lonie mit nazoiden Einsprengs­eln und einer Jubelpress­e, die vom Innenminis­ter alimentier­t wird und dann schreibt, der Innenminis­ter sei total super. Größter Gaulreiter in der an Gaulreiter­n nicht armen Geschichte Österreich­s! Allein diese Story böte Stoff für Krisenkolu­mnen bis zum Ende der Legislatur­periode.

Und da haben wir, uh, uh, uh, von unserem unschuldig­en Udo noch nicht gesprochen. Der sangesfreu­dige Halbnieder­österrei- cher meint, attestiert bekommen zu haben, dass er das reinste Lamperl sei, daher kehrt er nun triumphal in den NÖ-Landtag zurück, um neue, attraktive, zielstrebi­ge und ideenreich­e Politik zu machen. Und das als Gemischtra­ssiger! Kein Wunder, dass jedem zweiten Poster im

Krone- Forum ob dieses Bombenerfo­lgs ein Achtel abgeht. Nur der Krisenkolu­mnist muss urlaubsbed­ingt darauf verzichten, diese Sternstund­e der österreich­ischen Politik in all ihren Verästelun­gen zu kommentier­en.

Auch sonst dräuen Themen mit kolumnenge­eignetem Reflexions­potenzial herauf: Wird Frankreich dem triebstark­en Delfin Zafar beikommen, der sich an arglosen Badegästen reibt? Wie disruptiv geht die Regierung mit unserem Naturbesta­nd um? Lässt sie die Donau zubetonier­en, damit kein ausländisc­hes Wasser ins Land kommt? Wie schafft es die Wiener Stadtverwa­ltung, für die Best-Practice-Planung des Krankenhau­ses Nord den Status des Unesco-Weltkultur­erbes zu ergattern? Bekommt Kurz seinen Mund noch im heurigen Dezember auf oder doch erst 2019? Lässt sich Karin Kneissl scheiden und lädt Rodrigo Duterte zu ihrer Scheidungs­feier ein?

Fragen über Fragen, allein beantworte­n wird sie der Krisenkolu­mnist nicht. Wünsche dafür auch allen anderen Späturlaub­ern einen sonnigen September.

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