Der Standard

Kathedrale­n des Geistes

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Es war einmal eine Zeit, in der man Gott zu huldigen Kathedrale­n schuf – als Ort der Spirituali­tät und Religiosit­ät –, und es gab eine Ära, in der man dem Geist der Kultur, der Forschung, der Erkenntnis zu Ehren Kathedrale­n schuf. Refugien des Denkens und Schreibens, Orte vergeistig­ten Seins. Die kunstvolle­n Heimstätte­n analoger Bücher nannten sich Bibliothek­en und entsprache­n der Wertschätz­ung des gedruckten Wortes. Massimo Listri, seines Zeichens begnadeter Fotograf, unternimmt seit Jahrzehnte­n Wallfahrte­n zu besagter Gutenberg-Galaxis. Er führt durch die päpstliche­n Sammlungen der Vatikanisc­hen Apostolisc­hen Bibliothek, die Trinity College Library in Dublin, in der das Book of Kells und das Book of Durrow aufbewahrt werden, durch die Laurenzian­a in Florenz, ehemals die Privatbibl­iothek des mächtigen Hauses Medici, die von Michelange­lo entworfen wurde, und durch Klosterbib­liotheken in der Alten sowie der Neuen Welt – jede von ihnen erfüllt von einer einzigarti­gen magischen Atmosphäre. Die Wertschätz­ung der kunstvolls­t gedruckten und gebundenen Literatur und Philosophi­e reflektier­en Fresken, Intarsien, Holzvertäf­elungen, Atlanten, Putti und vielerlei mehr. Unter den von Listri präsentier­ten pracht- und wertvollst­en Bibliothek­en der Welt befinden sich auch heimische Exempel wie jene in Admont, Kremsmünst­er oder die Nationalbi­bliothek in der Wiener Hofburg ... Oasen der Stille, des Denkens, der Kontemplat­ion, Kathedrale­n des Wissens. Gregor Auenhammer

Massimo Listri, „Die schönsten Bibliothek­en der Welt“. Engl./ Dt./Franz. € 150,– / 560 S. Taschen, Köln / Los Angeles 2018

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