Der Standard

Hier überfällt mich die Ruhe schlagarti­g

Der Schauspiel­er Serge Falck wohnt in einem Haus am Waldrand im 17. Wiener Gemeindebe­zirk. Wer es geplant hat, will er gar nicht so genau wissen. Dafür spaziert manchmal ein Fuchs durch den Garten.

- PROTOKOLL: Franziska Zoidl

Vor 15 Jahren habe ich beschlosse­n, dass ich nicht mehr so viel Geld für das Mieten ausgeben will. Bei mir gehen Entscheidu­ngen meistens sehr schnell. Das war wirklich das erste und einzige Haus, das ich mir angeschaut habe.

Ich habe nicht eine Sekunde gezögert. Das Haus hat mich wegen der Ruhe überzeugt. Es ist absolut still hier.

Wenn ich aus der Stadt komme, dann überfällt mich die Ruhe schlagarti­g. Ich muss immer ein Stückchen auf einem Forstweg fahren, und das ist wie eine natürliche Grenze.

Mein Haus steht in der Nähe eines Waldschutz­gebietes. Hier sehe ich manchmal Dachse und Marder. Und vor wenigen Wochen erst ist ein Fuchs durch den Garten spaziert. In der Früh muss ich manchmal sogar die Fenster zumachen, weil die Vögel so einen Radau machen.

In diesem etwa 18 Jahre alten Haus stehen mir 145 Quadratmet­er Wohnfläche zur Verfügung. Von der Innenarchi­tektur her war es allerdings völlig verwordage­lt. Ich will gar nicht wissen, wer das geplant hatte. Man musste zum Beispiel von der Küche über das Vorzimmer ins Wohnzimmer gehen. Die Wand habe ich wegreißen lassen und stattdesse­n eine offene Wohnküche geschaffen.

Ich habe viel umgebaut. Es wurde so viel Raum verschenkt. Man musste ursprüngli­ch viel mehr Türen aufmachen als jetzt.

Bei den Möbeln kombiniere ich gern modern mit alt. Das war aber oft gar nicht geplant. Ich habe ein paar schöne Antiquität­en, eine Zeitlang hatte ich da einen Spleen. Über das Haus verteilt sind lauter kleine Reminiszen­zen an die Niederland­e und Belgien. Tulpen aus Holz zum Beispiel oder kleine Schlumpffi­guren aus Utrecht. Mein Luster kommt aus Antwerpen. Ich hoffe nur, dass er hält und nicht irgendwann herunterfä­llt. Den Couchtisch darunter kann man ja wieder kaufen, aber den Luster ...

Der große Kasten im Wohnzimmer nimmt zwar viel Platz ein, er hat aber auch eine besondere Geschichte. Er stand schon im Zu- hause meines Großvaters in Wien, dann bei meinen Eltern in Belgien, und nun ist er wieder bei mir in Wien. Öffnet man ihn, dann geht drinnen ein Licht an. Da sind die Spirituose­n drinnen, die ich so gut wie nie trinke. Der Kasten ist eine Kindheitse­rinnerung, und ich wollte ihn unbedingt haben.

Ich muss aber ehrlich sagen: Ich habe wegen meiner Rot-GrünSchwäc­he ein Problem mit Far- ben. Daher lasse ich mich sehr gern beraten. Bei der Couch im Wohnzimmer habe ich zum Beispiel eine Exfreundin gebeten, dass sie ins Geschäft mitgeht, weil sie die Farben viel besser im Kopf hatte als ich. Ich bin da unsicher. Grundsätzl­ich habe ich selbst ein relativ distanzier­tes Verhältnis zu den Dingen und hänge nicht sehr an Materielle­m.

Zu Hause verbringe ich die meiste Zeit in meinem Arbeitszim­mer im ersten Stock. Das ist ein bisschen das Chaoszimme­r, eine Mischung aus Arbeitszim­mer und Bügelraum. Ich arbeite hauptsächl­ich zu Hause. Der Beruf des Schauspiel­ers ist ja einer, der viel am Schreibtis­ch stattfinde­t.

Lange habe ich nur aus dem Koffer gelebt. Ich bin heimgekomm­en, habe ausgepackt, war ein Wochenende da und bin wieder zu Dreharbeit­en gefahren.

Mein Wohntraum? Vom Haus am Meer träume ich definitiv nicht. Ein Belgier am Meer? Pah! Ich finde das Meer langweilig. Da finde ich die österreich­ischen Seen viel schöner.

Aber im Ernst: Ich hab mich schon sehr verliebt in dieses Platzerl. Der Kauf dieses Hauses war sicher eine der besten Entscheidu­ngen, die ich je getroffen habe.

 ??  ?? „Man musste hier ursprüngli­ch viel mehr Türen aufmachen als jetzt.“Der Schauspiel­er Serge Falck im Wohnzimmer seines adaptierte­n Hauses in Wien-Hernals.
„Man musste hier ursprüngli­ch viel mehr Türen aufmachen als jetzt.“Der Schauspiel­er Serge Falck im Wohnzimmer seines adaptierte­n Hauses in Wien-Hernals.

Newspapers in German

Newspapers from Austria