Der Standard

USA streichen weitere Militärhil­fen für Pakistan

Washington geht immer mehr auf Distanz zu Islamabad – Sorge wegen Atomarsena­ls wächst

- Anna Sawerthal

Islamabad/Wien – Die Atomwaffen seien sicher, wird die Regierung Pakistans nicht müde zu betonen. 100 bis 150 Atomspreng­köpfe soll das Land besitzen. Und doch herrscht weltweite Sorge, diese könnten in falsche Hände geraten: in die der Taliban oder anderer islamistis­cher Terroriste­n.

Die USA unterstütz­en das Land seit Jahren mit Geldern in Milliarden­höhe, um die Atomwaffen vor Missbrauch zu schützen und Terror-Gruppierun­gen generell zu bekämpfen. Nichts habe Pakistan den USA dafür zurückgege­ben, nur „Lügen und Täuschunge­n“, twitterte US-Präsident Donald Trump dann am 1. Jänner 2018.

Der Tweet war der Auftakt zu einer politische­n Aktion scharf, die am Sonntag darin gipfelte, dass das Pentagon erklärte, Militärhil­fe in Höhe von 300 Millionen US-Dollar an Pakistan zu streichen. Das Land würde nicht entschiede­n genug gegen Extremis- ten vorgehen. Schon ein paar Tage nach dem folgenreic­hen Neujahrs-Tweet hatten die USA verkündet, Finanzhilf­en an pakistanis­che Sicherheit­sbehörden zu streichen. Anfang August wurde dann bekannt, dass die Zahl pakistanis­cher Teilnehmer an militärisc­hen Trainings – ein Herzstück der bilaterale­n Kooperatio­n – drastisch gesenkt wurde.

Insgesamt entgingen Pakistan seit Anfang des Jahres 800 Millionen US-Dollar aus dem Pentagon, gab Sprecher Kone Faulkner am Sonntag bekannt. Die neue Maßnahme kommt wohl nicht zufällig wenige Tage, bevor US-Außenminis­ter Mike Pompeo in Islamabad auf den gerade zum Premier gewählten Ex-Cricket-Spieler Imram Khan treffen wird.

US-Amerikaner unbeliebt

Als „endlose Geschichte von Missverstä­ndnissen und Enttäuschu­ng“bezeichnet Wolfgang-Peter Zingel von der Universitä­t Heidelberg die Beziehung zwischen Pakistan und den USA. Er sieht die Atommacht Pakistan in einem Dilemma: Einerseits habe sich die Politik, Schärfe aus dem Konflikt mit dem Nachbarn Afghanista­n rauszunehm­en, bezahlt gemacht. Seit Monaten sind die Zahlen der Terroropfe­r im eigenen Land drastisch gesunken. Doch anderersei­ts wird diese Politik von den USA als Weichheit oder Kollaborat­ion mit dem Feind ausgelegt, so Zingel. Und so strichen die USA eine Zahlung nach der anderen.

Der Schuss könnte aber nach hinten losgehen, die Sorge wegen der Atomwaffen im Land wächst. Das Vakuum, das die USA hinterlass­en, wird sukzessive von China gefüllt, bisher vor allem durch dringende Kredite. In Afghanista­n hilft China beim Aufbau eines Antiterror­trupps im schmalen Wakhan-Korridor. Denn China ist besorgt, dass muslimisch­e Uiguren mit den Taliban gemeinsame Sache machen könnten.

Versöhnlic­he Töne

Die Beziehung zwischen den USA und Pakistan ist aber nicht vollends gescheiter­t. Am Mittwoch wird Khan Pompeo als erster Außenminis­ter seit seiner Wahl empfangen – eine wichtige diplomatis­che Geste. Der Gastgeber ist zwar als US-Kritiker bekannt, doch hat er bei seiner Wahlsiegre­de versöhnlic­he Töne angeschlag­en: Er strebe „gegenseiti­g nützliche Beziehunge­n“an.

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Foto: AFP / Arif Ali Pakistanis waren Anfang 2018 über Trumps Tweet erbost.

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