Der Standard

20 Jahre Google

Google versucht offensiv, neue Standbeine aufzubauen. Einige wie die Aktivitäte­n in den Bereichen autonomes Fahren oder CloudGesch­äfte entwickeln sich gut. Künstliche Intelligen­z wird auch forciert.

- Andreas Proschofsk­y

Google arbeitet intensiv am Erschließe­n neuer Geschäftsf­elder. Künstliche Intelligen­z wird dabei forciert.

Die aktuellste­n Zahlen von Alphabet sprechen eine deutliche Sprache: Die Google-Mutter erwirtscha­ftet den allergrößt­en Teil ihres Umsatzes weiterhin mit Werbung. Im zweiten Quartal 2018 wurden bei einem Gesamtumsa­tz von 32,66 Milliarden Dollar allein in dieser Geschäftss­parte 28,09 Milliarden eingespiel­t. Dabei war bei Googles Start vor 20 Jahren längst nicht klar, dass es sich dereinst zum Dominator bei Onlinewerb­ung aufschwing­en würde. Ganz im Gegenteil sollen die Firmengrün­der Larry Page und Sergey Brin in den Anfangsjah­ren offen gegen Ideen, die Suchmaschi­ne mittels Werbung zu finanziere­n, aufgetrete­n sein.

Mangels einer besseren Alternativ­e griff man dann aber doch auf diese Option zurück – und rollte in den folgenden Jahren die Werbebranc­he komplett auf. Doch diese Erfolgsges­chichte hat auch eine wenig betrachtet­e Schattense­ite – steht und fällt die Zukunft von Alphabet damit doch direkt mit jener des Werbemarkt­s. Dieses strategisc­he Defizit ist dem Unternehme­n selbst nicht verborgen geblieben, also hat man sich in den vergangene­n Jahren unter der Führung der neuen Finanzchef­in Ruth Porat nach neuen Einnahmequ­ellen umgesehen.

Diese Maßnahmen scheinen zu greifen: Die Einnahmen Googles, die mit dem Geschäft jenseits von Werbung erzielt wurden, machten im ersten Quartal 2018 immerhin bereits 4,4 Milliarden Dollar aus, ein Anteil von rund 14 Prozent am Gesamtumsa­tz von Alphabet. Im Jahresverg­leich entspricht dies einem Plus von 37 Prozent.

Auch wenn Alphabet diese Zahlen nicht weiter aufschlüss­elt, ist doch unübersehb­ar, in welche Sparten das Unternehme­n besondere Hoffnungen setzt. Allen voran ist dabei das Cloud-Geschäft zu nennen. Zwar nimmt die Google Cloud derzeit – trotz prominente­r Kunden wie Spotify und Snapchat – nur den dritten Platz hinter Amazon AWS und Microsofts Azure ein. Der Umsatz dieser Google-Abteilung wächst aber rasant – so wie auch der Gesamtmark­t.

Ein anderer Bereich läuft unter dem Namen G-Suite, Googles Enterprise-Geschäft, mit dem man vor allem Microsoft Konkurrenz machen will – und dies zuletzt mit durchaus wachsendem Erfolg. Der dritte große Hoffnungst­räger für Google ist der Hardwarebe­reich – und wohl derzeit noch jener mit dem unsicherst­en Ausblick. Unter der Führung von Ex-MotorolaBo­ss Rick Osterloh will das lange nur auf Software fokussiert­e Unternehme­n künftig also auch Samsung, Apple und Co Paroli bieten. Tatsächlic­h sind die ersten in dieser Abteilung entstanden­en Geräte durchaus positiv aufgenomme­n worden, allen voran die PixelSmart­phones.

Neben diesen drei Kernbereic­hen gibt es aber noch zumindest zwei andere Sparten, die zu er- wähnen sind: Da wäre zunächst das Geschäft mit dem Play Store für Android, bei dem Google an allen Einnahmen beteiligt ist und das über die Jahre deutlich gewachsen ist. Ein noch größeres Potenzial dürfte aber in der Videoplatt­form Youtube stecken: Google versucht hier zunehmend Monetarisi­erungsmode­lle jenseits von Werbeeinna­hmen zu finden.

Aktuellste Unterfange­n in dieser Richtung sind das werbefreie Angebot Youtube Premium sowie Youtube TV, ein Paket aus Fernsehsen­dern, die (US-)Nutzer gegen eine monatliche Gebühr abonnieren können.

Autonomes Fahren

Ein echter Hoffnungst­räger ist die Google-Schwester Waymo, die ebenfalls unter dem Dach von Alphabet agiert. Die Technologi­e des Unternehme­ns gilt derzeit als führend im Bereich autonomes Fahren, zudem hat man bereits geschickt Partnersch­aften mit diversen Größen aus der Automobilb­ranche geschmiede­t. Das Ergebnis: Noch im laufenden Jahr will Waymo mit einem selbstfahr­enden Taxidienst an den Start gehen – zwar nur in ausgewählt­en US-Städten, der Grundstein ist aber gelegt.

Keine relevanten Einnahmen sind hingegen auf absehbare Zeit aus jenem Bereich zu erwarten, den Google gern als die Zukunft des eigenen Unternehme­ns präsentier­t: künstliche Intelligen­z. Zwar ist Maschinenl­ernen schon jetzt ein Thema, das fast alle Google-Angebote durchdring­t, ein eigenständ­iges Geschäftsm­odell hat man dafür bisher aber noch nicht gefunden. Zumindest vorerst werden digitale Assistente­n und smarte Features also vor allem ein Vehikel bleiben, um den Umsatz in anderen Kategorien voranzutre­iben – von der Cloud bis zur Hardware.

 ??  ?? Im Internet eine Größe, bei neuen Technologi­en ebenso: Google ist breit aufgestell­t.
Im Internet eine Größe, bei neuen Technologi­en ebenso: Google ist breit aufgestell­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria