20 Jahre Google
Google versucht offensiv, neue Standbeine aufzubauen. Einige wie die Aktivitäten in den Bereichen autonomes Fahren oder CloudGeschäfte entwickeln sich gut. Künstliche Intelligenz wird auch forciert.
Google arbeitet intensiv am Erschließen neuer Geschäftsfelder. Künstliche Intelligenz wird dabei forciert.
Die aktuellsten Zahlen von Alphabet sprechen eine deutliche Sprache: Die Google-Mutter erwirtschaftet den allergrößten Teil ihres Umsatzes weiterhin mit Werbung. Im zweiten Quartal 2018 wurden bei einem Gesamtumsatz von 32,66 Milliarden Dollar allein in dieser Geschäftssparte 28,09 Milliarden eingespielt. Dabei war bei Googles Start vor 20 Jahren längst nicht klar, dass es sich dereinst zum Dominator bei Onlinewerbung aufschwingen würde. Ganz im Gegenteil sollen die Firmengründer Larry Page und Sergey Brin in den Anfangsjahren offen gegen Ideen, die Suchmaschine mittels Werbung zu finanzieren, aufgetreten sein.
Mangels einer besseren Alternative griff man dann aber doch auf diese Option zurück – und rollte in den folgenden Jahren die Werbebranche komplett auf. Doch diese Erfolgsgeschichte hat auch eine wenig betrachtete Schattenseite – steht und fällt die Zukunft von Alphabet damit doch direkt mit jener des Werbemarkts. Dieses strategische Defizit ist dem Unternehmen selbst nicht verborgen geblieben, also hat man sich in den vergangenen Jahren unter der Führung der neuen Finanzchefin Ruth Porat nach neuen Einnahmequellen umgesehen.
Diese Maßnahmen scheinen zu greifen: Die Einnahmen Googles, die mit dem Geschäft jenseits von Werbung erzielt wurden, machten im ersten Quartal 2018 immerhin bereits 4,4 Milliarden Dollar aus, ein Anteil von rund 14 Prozent am Gesamtumsatz von Alphabet. Im Jahresvergleich entspricht dies einem Plus von 37 Prozent.
Auch wenn Alphabet diese Zahlen nicht weiter aufschlüsselt, ist doch unübersehbar, in welche Sparten das Unternehmen besondere Hoffnungen setzt. Allen voran ist dabei das Cloud-Geschäft zu nennen. Zwar nimmt die Google Cloud derzeit – trotz prominenter Kunden wie Spotify und Snapchat – nur den dritten Platz hinter Amazon AWS und Microsofts Azure ein. Der Umsatz dieser Google-Abteilung wächst aber rasant – so wie auch der Gesamtmarkt.
Ein anderer Bereich läuft unter dem Namen G-Suite, Googles Enterprise-Geschäft, mit dem man vor allem Microsoft Konkurrenz machen will – und dies zuletzt mit durchaus wachsendem Erfolg. Der dritte große Hoffnungsträger für Google ist der Hardwarebereich – und wohl derzeit noch jener mit dem unsichersten Ausblick. Unter der Führung von Ex-MotorolaBoss Rick Osterloh will das lange nur auf Software fokussierte Unternehmen künftig also auch Samsung, Apple und Co Paroli bieten. Tatsächlich sind die ersten in dieser Abteilung entstandenen Geräte durchaus positiv aufgenommen worden, allen voran die PixelSmartphones.
Neben diesen drei Kernbereichen gibt es aber noch zumindest zwei andere Sparten, die zu er- wähnen sind: Da wäre zunächst das Geschäft mit dem Play Store für Android, bei dem Google an allen Einnahmen beteiligt ist und das über die Jahre deutlich gewachsen ist. Ein noch größeres Potenzial dürfte aber in der Videoplattform Youtube stecken: Google versucht hier zunehmend Monetarisierungsmodelle jenseits von Werbeeinnahmen zu finden.
Aktuellste Unterfangen in dieser Richtung sind das werbefreie Angebot Youtube Premium sowie Youtube TV, ein Paket aus Fernsehsendern, die (US-)Nutzer gegen eine monatliche Gebühr abonnieren können.
Autonomes Fahren
Ein echter Hoffnungsträger ist die Google-Schwester Waymo, die ebenfalls unter dem Dach von Alphabet agiert. Die Technologie des Unternehmens gilt derzeit als führend im Bereich autonomes Fahren, zudem hat man bereits geschickt Partnerschaften mit diversen Größen aus der Automobilbranche geschmiedet. Das Ergebnis: Noch im laufenden Jahr will Waymo mit einem selbstfahrenden Taxidienst an den Start gehen – zwar nur in ausgewählten US-Städten, der Grundstein ist aber gelegt.
Keine relevanten Einnahmen sind hingegen auf absehbare Zeit aus jenem Bereich zu erwarten, den Google gern als die Zukunft des eigenen Unternehmens präsentiert: künstliche Intelligenz. Zwar ist Maschinenlernen schon jetzt ein Thema, das fast alle Google-Angebote durchdringt, ein eigenständiges Geschäftsmodell hat man dafür bisher aber noch nicht gefunden. Zumindest vorerst werden digitale Assistenten und smarte Features also vor allem ein Vehikel bleiben, um den Umsatz in anderen Kategorien voranzutreiben – von der Cloud bis zur Hardware.