Sanktionen sind kein Hindernis
USA und Russland unterzeichnen Raketendeal, Nord Stream 2 geht an den Start
Unbeeindruckt von den Sanktionen schließen Amerikaner und Russen einen brisanten Raketendeal ab: Der US-amerikanische Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Orbital ATK kauft der russischen Staatsholding Energomasch vier Raketentriebwerke vom Typ RD181 ab. RD-181 ist die Exportvariante des für den Start von SojusWeltraumraketen genutzten Flüssigkeitsantriebs RD-193. Energomasch soll die Triebwerke bis 2021 liefern.
Über die Summe, die im Rahmen des Geschäfts fließen wird, vereinbarten beide Seiten Stillschweigen, allerdings hat Energomasch schon bisher Triebwerke geliefert, die RD-181 werden ebenfalls für die Raumfahrt verwendet und dienen als erste Zündstufe bei den mittelschweren Antares-Trägerraketen, mit denen die USA die Internationale Raumstation (ISS) versorgen. Der erste Vertrag, den beide Seiten abgeschlossen haben, ging über 20 Raketen und war eine Milliarde Dollar wert, dementsprechend dürfte der Folgeauftrag mindestens 200 Millionen Dollar kosten.
Prinzipiell ist das ISS-Programm zivil, trotzdem übte der US-Kongress angesichts der gegen Russland erhobenen Sanktionen und der sich in den letzten Jahren stetig verschlechternden bilateralen Beziehungen immer wieder Kritik daran, dass das Pentagon auf russische Raketentechnologien angewiesen sei. Doch in dem Fall geht offenbar das Geschäft über die Politik: Die Entwicklung eines eigenen Triebwerks würde Experten zufolge mindestens drei Milliarden Dollar kosten.
Moskau braucht das Geld
Auch für die russische Seite ist das Geschäft „vorteilhaft, da es uns Devisen einbringt, die wir in die Umrüstung und die Schaffung neuer Unternehmen investieren“, sagte der neue Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin, der einst als Vizepremier den USA gedroht hatte, sollten sie die Sanktionen weiter verschärfen, dürften Astronauten künftig „auf dem Trampolin“zur ISS fliegen.
Auch ein weiteres umstrittenes Projekt ist von den Sanktionen scheinbar nicht aufzuhalten: Die Pipeline Nord Stream 2 geht die- ser Tage unter Wasser. Trotz enormen Drucks aus Washington und obwohl es bis heute keine Genehmigung Dänemarks für die Kreuzung der eigenen Gewässer gibt, steht die Verlegung der Rohre in der Ostsee unmittelbar bevor. Das Verlegeschiff Solitaire ist bereits im Hafen von Helsinki angekommen. Solitaire werde in den nächsten Tagen in den finnischen Hoheitsgewässern mit dem Ausbringen der Pipelineröhren beginnen, teilte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Nord Stream 2 AG mit.
Federführend beim Projekt Nord Stream 2 ist die russische Gazprom. Allerdings ist unter anderem auch die OMV daran beteiligt. Kritiker sehen das Projekt als politisch motivierte Aktion Moskaus, um den ungeliebten Nachbarn Ukraine als Transitland auszuschalten. Um den Widerstand gegen das Projekt zu senken, hat Wladimir Putin zuletzt mehrfach betont, Russland sei prinzipiell bereit, den Transit durch die Ukraine aufrechtzuerhalten – angesichts wachsender Nachfrage aus Europa seien die Kapazitäten ohnehin nötig.