Alte Personalprobleme für den neuen Telekom-Chef
Personalvertretung und Belegschaft der Telekom Austria tief gespalten – Zweifel an Rechtmäßigkeit der Organisationsstruktur
Wien – Am Tag drei im neuen Job als Generaldirektor der A1 Telekom Austria (TA) sollte Thomas Arnoldner in groben Zügen informiert worden sein, was in der Österreich-Tochter A1 Telekom Austria abgeht. Im Vorfeld der Personalvertretungswahl ist die Belegschaftsvertretung heillos zerstritten (erstmals kandidiert abseits des rot-schwarzen Proporzes von FSG und FCG eine parteifreie Liste, die sich von den Sozialdemokraten abgespalten hat) – und mit ihr die Belegschaft.
Als Liste „A1 United“haben sich, wie berichtet, Jugendvertrauensleute rund um einen altgedienten FSG-Personalausschussmandatar in der mächtigen Ostregion abgespalten, sie sagten sich sogar von der für Post, Telekom, Postbus und Austro Control zuständigen Gewerkschaft der Post-und Fernmelde bediensteten(GPF) los, deren Funktionärs kader gleichzeitig neu gewählt wird. Der Vorsitzende de sA 1- Zentral ausschusses( entspricht einem Konzern betriebsrat ), Werner Luksch, will den teils sehr persönlich geführten Disput auf Anfrage des STANDARD nicht kommentieren. Er wolle kein Öl ins Feuer gießen, sondern im Interesse der Belegschaft faire Wahlen durchführen.
Besonders tief fliegen die Hackeln zwischen den Betriebsratskörperschaften der börsennotierten TA-Holding und deren wichtigster Tochter, der operativen Leitgesellschaft A1. Man droht einan- der Klagen an, wobei der Anlass für die tiefgehende Verfeindung kaum auszumachen ist. Nach Vermittlung der aus Post-Personalvertretern gestellten GPF-Führung tritt die FSG nun in der TA-Holding mit einer eilig zusammengestellten Liste an.
Die per Rechtsanwalt verkündete Drohung, die Wahl am 25. September anzufechten und von den Herausforderern persönlich Schadenersatz zu verlangen, sei inzwischen wieder vom Tisch, kalmiert man in GPF-Kreisen. Auch dort spielt man den schwelenden Zank herunter.
Neo-TA-General Arnoldner könnte die innerbetriebliche Auseinandersetzung getrost ignorieren. Allerdings fungiert er als Ge- neraldirektor zugleich als „Personalamt“für rund 5400 Beamte. Auch rührt der Disput an tief im Poststruktur- und Postbetriebsverfassungsgesetz verankerten Grundfesten der einst hoheitlichen Post und Telekom Austria. An diesen wiederum hängt die Zahl der freigestellten Personalvertreter ebenso wie deren österreichweite Organisationsstruktur. Und die beschäftigte bereits die Hauptversammlung Ende Mai. Wie hoch die Kosten für die 47 freigestellten Personalvertreter denn seien, fragte der Anlegerschützer Wilhelm Rasinger. 7,7 Millionen Euro, beschied TA-Finanzchef Siegfried Mayerhofer.
Das freilich ist nur die halbe Wahrheit. Denn insgesamt hat die A1 Group an die 103 Personalvertreter, davon 75 hauptberufliche (samt Büroangestellte und Mitarbeiter) und davon wiederum 47 freigestellte – zuzüglich Dienstautos, die auch privat genutzt werden dürfen.
An der Rechtmäßigkeit dieser reichlich komplizierten und teuren Struktur gibt es nun Zweifel, konkret ob die (regionalen) Personalausschüsse direkt beim Personalamt, also in der Holding angesiedelt sein müssten (so war es bis zum Konzernumbau 2006) statt bei A1, wo sie als Österreich-Spezifikum an die Tochter A1-Telekom Austria AG angehängt wurden. A1 wird aber nicht direkt von Arnoldner geführt, sondern von A1-Chef Marcus Grausam. (ung)