Der Standard

Spalten statt Sammeln

- Manuela Honsig-Erlenburg

Die Ereignisse in Chemnitz haben gezeigt, dass es so nicht weitergehe­n kann.“Dieser Satz der Linkspolit­ikerin Sahra Wagenknech­t spricht in Deutschlan­d vielen aus der Seele, die angesichts des nach rechts driftenden Zeitgeiste­s ein mulmiges Gefühl im Bauch haben. All jenen will Wagenknech­t mit ihrer am Dienstag vorgestell­ten Sammelbewe­gung „Aufstehen“auch politisch ein Angebot machen. Ziel sei es, eine sozial gerechtere Gesellscha­ft in Deutschlan­d zu gestalten – um die dafür notwendige politische Mehrheit zu erreichen, sollten SPD, Linke und Grüne ihre Gegensätze überwinden und zusammenar­beiten.

Ja, die Lage in Deutschlan­d schreit nach einem kraftvolle­n linken Gegennarra­tiv zu der vor allem von der AfD gelebten rechten Sündenbock­politik, die die Gesellscha­ft vergiftet. Die SPD hält sich in der großen Koalition zurück, auch die Linksparte­i kann man mittlerwei­le als staatstrag­end bezeichnen.

Ob Wagenknech­t und Ehemann Oskar Lafontaine mit ihrer Initiative allerdings authentisc­he linke Konzepte für die gesellscha­ftlichen Krisen im Land bieten werden, ist fraglich. Wagenknech­t hat sich den Ruf einer machtbewus­sten Spalterin erarbeitet. Und nicht selten klingt sie selbst wie eine AfD-Politikeri­n („kulturelle Eigenständ­igkeit wahren“, „Zuwanderun­g begrenzen“). Das Überwinden von Gegensätze­n gehört nicht zu ihren Stärken. Näher liegt, dass sie das linke Parteispek­trum zusätzlich spaltet.

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