Der Standard

Doppeltes Heimspiel für Dragovic

Für David Alaba, Aleksandar Dragovic und Heinz Lindner ist das Fußballspi­el am Donnerstag gegen Schweden im neuen Stadion der Austria etwas ganz Spezielles.

- Christian Hackl aus Bad Waltersdor­f

Wäre David Alaba Kandidat in der Millionens­how, er würde bei der Einstiegsf­rage vermutlich scheitern. Sofern sie Sport, konkret Fußball, zum Thema hat und ungefähr so lautet: Was ist die Nations League? „Ich kenne mich nicht aus, werde mich aber informiere­n“, sagte er am Dienstag im Trainingsl­ager des österreich­ischen Nationalte­ams in Bad Waltersdor­f. Als Joker bot sich sein Kumpel Aleksandar Dragovic an, der gegen diesen neuen Bewerb keine Vorbehalte hat, denn: „Du musst immer parat sein, wenn es um etwas geht.“Tormann Heinz Lindner dürfte die Hürde im Quiz nehmen. „Es ist ein zweiter Weg, sich für die EM zu qualifizie­ren. Wobei ich den ersten Weg über die ganz normale Qualifikat­ion bevorzuge.“

Österreich beginnt diese Art Abenteuer am 11. September in Bosnien-Herzegowin­a, der andere Gruppengeg­ner ist Nordirland. Zuvor, am 6. September, wird in Wien gegen Schweden getestet, bei den Skandinavi­ern fällt übri- gens Emil Forsberg aus, das verkompliz­iert die Sache nicht. Gespielt wird am Donnerstag in Austrias neuer Generali-Arena (20.45 Uhr, ORF 1), für Alaba, Dragovic und Lindner ist es eine Art Heimkehr, sie wurden allesamt bei der Austria ausgebilde­t. Wobei Alaba nur bei den Amateuren zum Einsatz kam, er ist seit zehn Jahren weg. Eine weise Entscheidu­ng, sieben Meistertit­el mit Bayern München plus der Gewinn der Champions League sind acht stichhalti­ge Argumente. Trotzdem sei es schön, „an die Wurzeln zurückkehr­en“. Dragovic und Lindner (Meistertit­el!) haben in Wien mehr erlebt, die Kontakte sind eher lose. Dragovic plaudert ab und zu mit Lukas Rotpuller, „aber der ist nicht mehr bei der Austria. Mit 35 will ich zurückkehr­en.“Dragovic ist 27, um ein Jahr älter als Alaba, der sich diesbezügl­ich nicht deklariert.

Alaba ist mit den Bayern standesgem­äß in die Liga gestartet, zwei Spiele, zwei Siege. Gratulatio­nen zum achten Titel lehnt er noch ab. Der neue Trainer Niko Kovac habe lediglich Kleinigkei­ten verändert. „Wir sind körperlich top, schalten schneller um.“Innenverte­idiger Dragovic legte mit Bayer Leverkusen einen furiosen Fehlstart hin (zwei Niederlage­n), in den deutschen Medien wurde er schlecht benotet, persönlich gekränkt ist er nicht: „Wir haben als Mannschaft versagt, jeder muss sich an der eigenen Nase nehmen. Erfolg muss wehtun.“

Viele Systeme

Das Nationalte­am ist laut Alaba auf „einem guten Weg. Der Konkurrenz­kampf ist groß, wir haben mehrere Systeme drauf, können sie während des Spiels verändern. Wir sind variabel.“Man könne hin und wieder mit den Allerbeste­n mithalten, befinde sich phasenweis­e auf Augenhöhe. „Es liegt an Kleinigkei­ten. Sich mit Frankreich zu vergleiche­n wäre vermessen. Von der Lockerheit und Selbstvers­tändlichke­it des Weltmeiste­rs sind wir weit entfernt. Uns fehlt noch einiges, so ehrlich müssen wir sein.“Dragovic sieht mit Freude einen Zuwachs aus der österreich­ischen Liga, die Salzburger wie Xaver Schlager oder Stefan Lainer „heben die Qualität zusätzlich“. Lindner, Legionär bei den Grasshoppe­rs in Zürich, hat Konkurrenz aus der Bundesliga bekommen, den Rapidler Richard Strebinger, den Salzburger Cican Stankovic. „Beide sind ausgezeich­net.“Teamchef Franco Foda hat sich in der Öffentlich­keit zu keiner klaren Nummer eins bekannt, was dem 28-jährigen Lindner wurscht ist. „Er muss ja allen vertrauen.“

Alaba hat nie und nimmer damit gerechnet, dass Deutschlan­d bei der WM nach der Vorrunde heimfahren muss. An der Aufarbeitu­ng des Desasters hat er sich als Österreich­er nicht beteiligt. In abgeschwäc­hter Form hat er das ja am eigenen Leib erlebt. „Wir spielten eine tolle Qualifikat­ion – und versagten bei der EM 2016.“Ein Versagen in der Nations League schließt er aus, irgendwie kennt er sich nämlich schon aus.

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 ??  ?? David Alaba wurde bei der Wiener Austria ausgebilde­t, als Weltklasse­spieler kehrt er am Donnerstag kurz auf deren Rasen zurück.
David Alaba wurde bei der Wiener Austria ausgebilde­t, als Weltklasse­spieler kehrt er am Donnerstag kurz auf deren Rasen zurück.

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