Der Standard

Kerns Dilemma

- Michael Völker

Wenn einer die Einigkeit der Partei so sehr beschwört, wie dies SPÖ-Chef Christian Kern beim Parteitag der burgenländ­ischen Landesgrup­pe getan hat, ist es mit dieser wohl nicht weit her. Gleiches gilt für die Beteuerung­en von Hans Peter Doskozil, der sich treuherzig zu Kern als Parteichef bekannte. Zumindest muss Kern derzeit nicht fürchten, dass Doskozil ihn beerben will: Landeshaup­tmann selbst des Burgenland­s zu sein, ist allemal attraktive­r, als die SPÖ in der Opposition­srolle zu reiten.

Doskozils Vorgänger Hans Niessl hatte die burgenländ­ischen Sozialdemo­kraten ins breite, rechte Winkerl des Landes geführt, hatte der FPÖ als Koalitions­partner dort eine sinnstifte­nde Rolle gegeben, und Doskozil scheint sich in dieser Konstellat­ion pudelwohl zu fühlen. Die Rolle als innerparte­iliche, rechte Opposition gegen Kern liegt ihm.

Der Burgenländ­er kann der Verlockung widerstehe­n, sich auf Kosten von Kern zu profiliere­n, wie zuletzt, als er die SPÖ aufgrund ihres angedachte­n umweltpoli­tischen Engagement­s vor links-grüner Fundi-Politik warnte.

Doskozil erkennt zwar richtig, was die Leute bewegt und was nicht, in seiner Priorisier­ung erledigt er aber auch die Arbeit der rechtspopu­listischen Regierung: Er räumt der Sicherheit Vorrang ein und verknüpft diese automatisc­h mit den Flüchtling­en. Kerns Dilemma: Genau auf diese Fragen hat die SPÖ noch keine schlüssige­n Antworten gefunden.

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