Der Standard

Sobieski als Alien

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Am 12. September ist es 335 Jahre her, dass die Zweite Türkenbela­gerung von Wien buchstäbli­ch im letzten Moment durch ein deutsch-polnisches Entsatzhee­r beendet wurde. Oberbefehl­shaber war der polnische König Johann III. Sobieski.

Ein zweifellos historisch­er Tag, denn damit fand die Expansion des Osmanische­n Reichs in Europa ein Ende. Aber heute bemächtigt sich der Nationalis­mus beider Seiten des Themas. Erdogan sprach 2014 in Wien die hiesigen Türken als „Söhne Kara Mustafas“(des damaligen Feldherrn) an, die rechtsextr­emen hiesigen Identitäre­n demonstrie­rten am Wochenende auf dem Kahlenberg für die Aufstellun­g eines von einem polnischen Künstler geschaffen­en Sobieski-Denk- mals. Dazwischen ist die Stadt Wien eingeklemm­t, denn sie hat einem polnischen Komitee mit dem Krakauer Bürgermeis­ter an der Spitze die Aufstellun­g des Denkmals eines polnischen Künstlers versproche­n, zog aber jetzt zurück. Angeblich, weil man die türkische Community in Wien nicht provoziere­n wolle (sagen die Polen). Die jetzige, bereits fertige riesige Reiterstat­ue gemahnt allerdings eher an Filme wie Alien oder Transforme­rs.

Die Stadt Wien will schon ein Denkmal, aber eines, das modernen Ansprüchen genügt. Die Polen sind beleidigt, die Rechten haben eine neue Causa, und Wien kann sich an Josef Weinheber erinnern: „War net Wien, wann net durt, wo ka Gfrett is, ans wurdt.“

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