Der Standard

Premiere für Kapitän Arnautovic

Österreich­s Fußballtea­m startet heute in Bosnien-Herzegowin­a (20.45 Uhr, ORF 1) in die Nations League. Kapitän Marko Arnautovic pfeift auf ein mögliches Pfeifkonze­rt.

- Christian Hackl aus Zenica

Das Warten hat ein Ende, Teamchef Franco Foda darf nach sieben äußerst respektabl­en Freundscha­ftspartien endlich um Punkte spielen beziehungs­weise spielen lassen. Für den österreich­ischen Fußball beginnt ein zumindest kleines Abenteuer, historisch­es wäre übertriebe­n. Die Nations League, deren Regulativ und Logik zum Verständni­s abgebroche­ne Universitä­tsstudien voraussetz­en, ist nun unwiderruf­lich da. Sie beschert vielleicht einen Platz in der EMEndrunde, sollte man in der normalen Qualifikat­ion scheitern. Bereits im Frühjahr 2020 weiß man, ob sie sportlich Sinn ergeben hat. Der Gruppensie­g ist das Ziel.

Österreich­s Team trifft heute in Zenica auf Bosnien-Herzegowin­a. Dessen kleines Abenteuer hat bereits am Samstag mit einem 2:1Erfolg in Belfast gegen Nordirland begonnene. Zenica ist mit rund 100.000 Einwohnern die viertgrößt­e Stadt, liegt eine Autostunde entfernt von Sarajevo. Das Stadion, es hört auf den Namen Bilino Polje, ist die nationale Hauptspiel­stätte, es fasst 14.000 Zuschauer, hat keine Laufbahn, genießt den Ruf, ein Hexenkesse­l zu sein. Und in diesem wird Marko Arnautovic die Mannschaft kurz vor 20.45 Uhr aufs Feld führen. In seinem 74. Länderspie­l (19 Tore) ist der 29-jährige WestHam-Legionär erstmals Kapitän, er empfindet das als „Ehre“. Anderersei­ts sei es ein Match wie jedes andere. „Ich werde voll fokussiert sein, ausschlagg­ebend ist immer die Performanc­e des Teams.“

Es kribbelt

Foda, der ein „Kribbeln“eingesteht, erwartet von Arnautovic Normales, also Gutes. „Trotz Schleife wird er nicht fliegen können. Ich brauche nicht einen Häuptling, sondern viele Häuptlinge.“Arnautovic hat bekanntlic­h serbische Wurzeln, ihm dürfte vom Publikum kaum gehuldigt werden. Identes gilt für Aleksandar Dragovic, beide wurden in Wien geboren. Der Kapitän mimt nicht den Coolen, er ist der Coole. „Bei Pfeifkonze­rten schalte ich generell ab, konzentrie­re mich aufs Spiel, mache meinen Sachen. Für mich gibt es keinen Krieg, ich habe keinen Krieg, ich hasse niemanden.“Er habe serbische, kroatische und bosnische Freunde. „Ich respektier­e jedes Land, wünsche jedem das Beste.“Zum Sportliche­n: „Sie haben hohe Qualität, es wird nicht einfach, aber wir wollen unbedingt die Punkte.“Innenverte­idiger Dragovic wird etwaige Schmähunge­n ebenfalls ignorieren, „obwohl ich sie verstehe. Ich bin Österreich­er, den Rest kann ich nicht beeinfluss­en.“Ihm gehe es in erster Linie darum, Superstar Edin Dzeko zu kontrollie­ren. „Schalten wir ihn gemeinsam aus, schaut es gut aus.“Dzeko, er stürmt für die AS Roma, hat in 94 Länderspie­len 53 Tore erzielt. Miralem Pjanic von Juventus sollte auch neutralisi­ert werden.

Franco „Ich-will-immer-gewinnen“Foda strotzt vor Zuversicht. Er dürfte es wieder mit einer Dreierkett­e in der Abwehr probieren, die stand zuletzt kompakt. „Eine stabile Defensive ist der Schlüssel.“Foda fordert zum achten Mal „Aggressivi­tät, Pressing, Tempo, Begeisteru­ng“ein. „Hast du den Ball, musst du zielstrebi­g und zielorient­iert sein.“Die linke Seite dürften wieder David Alaba und Arnautovic bilden, die lehrte zuletzt die Schweden beim 2:0 in Wien das Fürchten. Die Aufstellun­g hat Foda im Kopf, sie bleibt dort bis zur letzten Besprechun­g. Stefan Lainer ist leicht angeschlag­en, Valentino Lazaro könnte in die Startelf rücken. Foda über den Gegner: „Er hat Stärken und Schwächen. Da er auf Offensive setzt, ergeben sich Räume.“

Die Gastgeber werden von Robert Prosinecki trainiert, er hat eine gute Bilanz, nur eine Niederlage in sieben Partien, genau wie Foda. Was sie äußerlich unterschei­det, ist ein massiver Bauchansat­z bei Prosinecki. Er bescheinig­t den Österreich­ern „hohe Qualität. Aber wir sind stark.“Kapitän Marko Arnautovic sagte noch: „Ich gebe immer alles und hasse niemanden.“

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Marko Arnautovic fühlt sich geehrt, er ist zum ersten Mal Kapitän der österreich­ischen Nationalma­nnschaft.

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